Wer Anfang der Achtziger, im zarten Alter von 16 oder 17, einen Schüleraustausch in Großbritannien verbringen durfte, dürfte
(durfte, dürfte direkt hintereinander = dufte)
zu den wenigen glücklichen Landsleuten gehören, denen einem Meilenstein der Fernseh-Comedy-Geschichte live beizuwohnen vergönnt war: The Young Ones.
Die darauffolgenden gut zwanzig Jahre verbrachte ich jedenfalls größtenteils damit, mein gesamtes Umfeld mit nacherzählten resp. vorgeschwärmten Witzchen aus den wenigen Episoden, die ich selbst damals gesehen habe, zu unterhalten bzw., je nach Wiederholungsfrequenz des Erzählten, auch anzuöden.
Aber leider: nach solch langer Zeit ein zweites mal hingeschaut, und wie so oft:
teilverflogen die Illusion, teilzerplatzt der Traum von der lustigsten Fershsendung ever.
Das machte man ja auch mit Otto Waalkes schon mal durch, über den man als Kind geweint hat vor Lachen; auch die gottgleich verehrten Monty Pythons bringen einen heutzutage nicht mehr ganz so heftig in Verzückung wie noch als Pennäler.
Das mag zum einen an der mit dem Alter etwas nachlassenden Begeisterung für Fäkalhumor zusammenhängen. Und liegt zum anderen daran, dass Humor eben immer auch ein Produkt seiner Zeit ist, in der jeweiligen auch nur wirklich voll verstanden werden kann, und the times they are nun Mal a-changin‘.
Nichtsdestotrotz sind The Young Ones natürlich auch heute betrachtet noch eine Mordsgaudi. Für Nichtkenner sei der, quasi nicht-existente, Plot schnell zusammengefasst:
Es gibt im Grunde keinen – nur vier Charaktere.
Vier Jugendliche, die gemeinsam ein Haus bewohnen.
Eine Art insulanische Frühform der WG, wenn Sie so wollen.
Als da wären:
Vyvian – der Punk bzw. „Punker“, wie man seinerzeit im Deutschen noch zu sagen pflegte. Spricht selten, sondern schreit, und verfügt über einen ausgeprägten Hang zu verbalen wie handlungslogischen Vulgarismen.
Rick – der Anarcho und Möchtegern-Intellektuelle. Er selbst hält sich für einen politischen Denker und Poeten. Die anderen halten ihn für das, was er ist: ein hysterisches Großmaul und obendrein noch Jungfrau.
Mike the Cool Person – redet wenig, sieht meistens ein wenig gewaschener aus als die anderen, und hatte als einziger schon mal was mit Mädchen.
Und last but sicherlich not least:
Neil – der Hippie
Das ist im Grunde schon die gesamte Story.
Natürlich haben die Jungs nie einen Pfennig Geld und auch sonst so gut wie gar nix drauf.
Nicht, dass diese Charaktere nun ein wenig überzeichnet würden.
Nein, nein, wo denken Sie hin?
Sie werden dermaßen übertrieben stereotyp, dreist und lachhaft überzeichnet, dass es eine Art ist!
Neben so machem guten Witz und einer Fülle netter, trashiger Sinnlosigkeiten, dürfte vor allem eines, speziell für uns deutsche Wohlstandskinder, seinerzeit diesen überwältigenden Effekt gehabt haben: die Tatsache, dass so etwas überhaupt in der Glotze lief! Bedenken Sie, dass es damals noch kein Privatfernsehen gab (auch nicht in England), dass das graue deutsche Alltagsprogramm noch von braven Kommissaren und schlechten amerikanischen Detektivserien regiert wurde.
Und in England zeigte die BBC diesen grandiosen Scheiß zur Prime-Time!
Eigentlich immer noch fast unglaublich.
Es gibt sehr viel zu finden auf YouTube, meistens allerdings nur kurze Ausschnitte und Splitter. Einen besseren Eindruck vermittelt eine komplette Folge, weshalb ich Ihnen hier mal eine (in drei Einzelteilen) rausgesucht habe.
Bambi 1. Teil
Bambi 2. Teil
Bambi 3. Teil
Übrigens, auch was die musikalischen Gastauftritte anbelangte, blieben die Young Ones ihrem guten Stil treu.
Madness hatten z.B. einen karrierefördernden Spot, passenderweise mit Our House, und in der hier verlinkten Folge gibt sich Vyvians Lieblingsband ein Stelldichein: Motörhead.
Schauen Sie gerne auch noch dieses, und ansonsten natürlich noch so viel sie wollen.
It’s bleedin‘ hilarious!
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