„Yeayeayeah!
Ahahaah!
Yeayeayeah!“
verkündet Liam Gallagher zum Showdown des neuen Beady Eye-Albums BE in dem vermutlich als Single konzipierten Song Start Anew, und bringt dabei die ganze Misere dieses zweiten Versuchs der ehemaligen Oasis-Mannschaft (ohne Noel) auf den Punkt.
Nicht etwa wegen der textlichen Plattitüde – Liam ist nun weißgott der Letzte von dem man weltbewegende lyrische Highlights erwarten würde – sondern weil besagter Showdown so erstaunlich effekt- und rauchfrei verpufft.
Doch der Reihe nach: Schon seit Monaten äußerten sich Mitglieder der Band immer mal wieder zum seinerzeit noch im Entstehen begriffenen neuen Album, und stets wurde betont, wie mutig, außergewöhnlich, way out und completely different es doch werden würde. Emanzipation vom Oasis-Erbe schien der oberste Programmpunkt geworden zu sein, und in der Tat: während Erstling Different Gear… (Lenin berichtete) noch wie ein zwar durchwachsenes aber stilechtes Oasis-Album daherkam, klingt BE auffällig anders. Zum einen versuchte man diesmal, wo möglich, einen Bogen um die üblichen, auf modern gepimpten, Abbey-Road-Sounds zu machen. Zum anderen verzichtete man erstmals darauf, das gesamte Arrangement in tiefen Hallräumen zu ertränken. Insbesondere Liams Stimme blieb fast völlig unbearbeitet, sozusagen nackt, und dadurch klingt die Platte tatsächlich größtenteils ziemlich „indie“. Was aber leider das genaue Gegenteil einer guten Idee war. Denn Beady Eye sind nun mal alles andere als eine Indie-Kapelle, und nach 20 Jahren Weltruhm kann man nicht einfach in einem Handstreich zu nem pseudo-bodenständigen Proberaumsound zurückkehren, ohne reichlich Federn zu lassen.
Und Liams Stimme ist, wir ahnten es, auch nicht von jener Sorte, die für intime Unplugged-Athmo prädestiniert wäre.
An der anfangs zitierten Stelle klingt er nicht etwa nach Stadionrocker, sondern nach einem verschüchterten Schuljungen auf seinem ersten Vierspur-Demo. Das wäre bei einer Newcomer-Indie-Band verhandelbar, aber für Beady Eye ist es die vollkommen falsche Baustelle.
So wirkt das ganze auf ein ungeschultes Nichtmusikerohr vermutlich nur furchtbar bedeutungslos und ohne Esprit.
Was die versuchte Emanzipation von der Oasis-Vergangenheit anbetrifft, kann man also mit einem alten, dummen Spruch treffend zusammenfassen:
Operation geglückt, Patient tot.
Ich prophezeie mal, dass dieses Album flopt, und vielleicht sogar als das Zweite schon das Letzte von Beady Eye sein wird.
Und das wäre dann doch wieder schade.
Denn wie fast alles, worüber ich hier schreibe, ist es natürlich trotz allem besser als etwa 90% aller anderen Musik, die so veröffentlicht und uns Tag für Tag auf allen Kanälen um die Ohren gepfiffen wird.
Abschließendes Urteil des Lektors:
Manuskript zurückgewiesen.
Zu wenig Pomp, zu viel Circumstance.
Da es von Start Anew wg. des üblichen GEMA-blabla-etc.-Gedöns kein gescheites Video gibt, hören Sie sich statt dessen Flick Of The Finger an. Dann wissen Sie eigentlich schon das Gros dessen, was man über BE wissen kann.
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