Dream On von Nazareth ist, da dürfte Einigkeit herrschen, der schrecklichste Song aller Zeiten (wenngleich – es gibt ja auch noch Sexbomb von Tom Jones oder You Can Leave Your Hat On von Joe Cocker oder Total Eclipse Of The Heart von Bonnie Tyler oder, oder, oder, die auch alle mit definitiver Sicherheit der schrecklichste Song aller Zeiten…).
Aber darum soll es hier heute überhaupt nicht gehen.
Literaturkritiken gehören ja eigentlich nicht primär zu meinem Aufgabengebiet. Nichtsdestotrotz möchte ich Ihnen ausnahmsweise mal ein Buch ans Herz legen.
Weil es ein Freund von mir geschrieben hat – Stefan Rehberger aus Berlin.
Genau genommen hat er bereits zwei Romane veröffentlicht: Weihnachten nach Hause fahren hieß das Erstlingswerk und nun Träum weiter.
Zu besagtem ersten Roman habe ich bisher wenig Worte verloren, und auch in privaten Gesprächen immer so ein bißchen rumgedruckst.
Weil ich es nämlich eher enttäuschend fand.
Umso positiver nun die Überraschung, als ich mir Träum weiter trotz furchtbarem Titel und geradezu abstoßendem Klappentext endlich mal zur Brust genommen habe.
Beide Bücher verwursten im Grunde das gleiche Kernthema:
das schwierige Verhältnis des Ich-Erzählers zu seinen Eltern.
Weihnachten nach Hause fahren vollstreckte einen literarischen Vatermord par excellence, und das mit alles andere als nur angedeuteten autobiographischen Zügen.
Es war also durchaus ein kühnes und sehr mutiges Buch.
Trotzdem gefiel es mir nicht, schien mir sprachlich eher ein wenig hingerotzt, und war in puncto Handlung stets eine Prise zu vorausschaubar.
Ganz anders das neue Buch: nach offenbar geglückter Katharsis herrscht nunmehr eher eine Art harmonische Grundstimmung in der Familie.
Das spielt aber eigentlich gar keine Rolle. Denn das neue Buch ist einfach viel viel besser geschrieben, die Dialoge sind echt, insbesondere die Vatersätze sind einfach immer genau wie im richtigen Leben, und die Handlung ist verhalten und sensationsarm, wirkt aber gerade deswegen sehr real.
Ein einziges Beispiel möchte ich geben.
Wenn der Ich-Erzähler mit seiner Freundin auf einer total schrecklichen Party ist, man sich natürlich gestritten hat, alle anwesenden Leute voll doof sind bis auf die überaus attraktive 21-jährige Tochter des Hausherren; wenn man also im Laufe des Abends irgendwann geradezu zwangsläufig mit ebendieser auf ihrem Zimmer landet, weil dies der einzige Ort im ganzen Haus ist, in dem geraucht werden darf, dann – und das ist der Punkt, den alle Tommy Jaudts dieser Erde vermutlich nie verstehen werden – dann ist es nicht handlungsgesetzlich verpflichtend, dass es auch zu einer Knutscherei kommt.
Nein, und auch das ebenso vorausschaubare Dabeinatürlichinflagrantierwischtwerden und der ganze weitere Scheiß, den man in einem schlechten Roman noch so aufgetischt bekäme, obwohl man ja all das bereits seit etwa zwanzig Seiten sowieso erwartet, diesen ganzen abgelutschten Mist kann sich ein guter Roman sparen.
So geschehen in Träum weiter.
Und das ist nicht die einzige Stelle, wo die Handlung glücklicherweise nicht in alle von ihr selbst zuvor ausgelegten Fallen tappt. Gut das.
Es ist, das sei noch erwähnt, obwohl es um Familien- und Beziehungsprobleme kreist, ein sehr lustiges Buch, das mich mehrmals wirklich zum Lachen gebracht hat.
Und wenn Sie manchmal den Scherz nicht verstehen, weil Ihre Väter anders sind, dann entgeht Ihnen zwar die ein oder andere brilliante Pointe, Sie sollten die Gnade der späten Geburt aber trotzdem lobpreisen.
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