Band Of Horses ist leider ein maximal mittelmäßiges Wortspiel als Bandname. Das sich im vorliegenden Fall allerdings damit rechtfertigen lässt, dass alle Bandmitglieder zusammen auf die gleiche Schule gingen – die „school of fish“.
Die Band kommt aus Seattle, hat gerade ihr sechstes Album namens Why Are You OK auf Sub-Pop veröffentlicht, und das ist alles andere als schlecht.
Mein Favorit ist In A Drawer, aber auch Casual Party, Throw My Mess und Even Still sollten Sie sich unbedingt anhören.

Nicht verwechseln, bitte, mit der Band Of Skulls aus Southhampton, England, die es 2014 in meine Jahres-Top-20 schafften. Die haben auch einen neuen Longplayer, By Default, und, na ja, womöglich wird es heuer schwer, damit in der Jahresendauswertung auch wieder abzuchampen. Das Album ist zwar besser als der Vorgänger Himalayan, aber es fehlt ein Hammersong wie seinerzeit Nightmares. Die Single heißt So Good und die ist good so. Closer Something ist eine sehr schöne Ballade, Bodies klingt wie man sich New Order manchmal wünschen würde, This Is My Fix ist klassischer Britpop, aber vieles ist auch verzichtbares Füllmaterial. Immerhin recht überraschende Referenzen bei einer Band, die bislang immer sehr amerikanisch klang. Vermutlich eine sogenannte „Übergangsplatte“.

Sechstes Album auch von Garbage (Strange Little Birds). Seit jeher eine notorisch überschätzte Band. Erwartungsgemäß 1a-produziert, aber da hört’s auch schon auf. Kompositorisch halbgar und größtenteils hookfrei. Und Shirley Mansons Lyrics sind traditionell bestenfalls medioker, um nicht zu sagen tumb. So potenziert sich die perfekte Produktion mit den Plastikemotionen der Texte zu einer schlimmen Lieb- und Belanglosigkeit. Wegwerfmusik.

Die vermutlich bislang verrückteste Platte des Jahres kommt von Jake Bugg. On My One heißt dessen drittes Album, und das ist, wenn man es gelinde ausdrückt, äußerst überraschend.
Während sich Bugg auf dem hervorragenden Vorgänger Shangri La bei einigen Stücken behutsam vom Image des Teenage-Dylan-Folkie zu entfernen begann, und dabei erstaunliche Qualitäten im Schreiben intimer, aber insgeheim stadiontauglicher, Hymnen offenbarte, werden auf dem dritten Longplayer beinahe alle Brücken abgebrochen und Jake Bugg macht nunmehr alles. Jedenfalls alles, wozu er Lust hat.
Bei Opener und Titelsong On My One wähnt sich der Hörer noch dank beherztem Rückgriff auf countryeske Americana in vertrauten Gefilden, doch schon beim zweiten Song Gimme The Love glaubt man kurz, einem Scherz mit versteckter Kamera aufgesessen zu sein. Der Song poltert irgendwo zwischen Kas und Abian, und während man noch grübelt, ob das nun als mutiger Befreiungsschlag oder eher als beim Freischwimmer durchgefallen einzuordnen ist, folgt mit Love, Hope And Misery ein Formatradio-Schlager mit dilettantischsten Fake-Hiphop-Verzierungen, der so furchtbar ist, dass er eigentlich nur als Parodie gemeint sein kann. Ist er nicht. Es ist tatsächlich und völlig ironiefrei eines der schlechtesten Lieder in der Geschichte der Popmusik!
Spätestens an dieser Stelle ist aber auch klar, dass es sich hier um eine sehr, sehr unterhaltsame Platte handelt. Selten hat man beim Hören eines Albums derart auf den nächsten Track gefiebert, weil einfach alles möglich scheint.
The Love We’re Hoping For erinnert an Uriah Heep (!?!),
Put Out The Fire ist dann plötzlich wieder ein typischer Jake Bugg Song, wie er mitten vom ersten Album stammen könnte.
Never Wanna Dance ist The Verve, produziert von Wyclef Jean (an einem seiner schlechteren Tage),
Bitter Salt erinnert an Noels High Flying Yawns,
Ain’t No Rhyme ist feiner Britpop mit viel Mod-Swagger und wenig Akkorden, irgendwo zwischen Happy Mondays und Stone Roses,
Livin‘ Up Country ist „Milksop fronts The Black Crowes“,
All That ist Bugg in bester Shangri-La-Verfassung und schließlich noch
Hold On You, rootsy-bluesy, und eine etwas merkwürdige Wahl für einen Albumcloser. Andererseits natürlich genau die richtige Wahl für ein Album, das so merkwürdig ist, dass man gar nicht weiß, ob man etwas vergleichbar wahlloses bereits im Regal stehen hat.
Jackknife Lee und Bugg selbst haben produziert, und tja, keine Ahnung, vielleicht waren bewusstseinserweiternde Drogen im Spiel? Es ist jedenfalls ein Heidenspaß, aber natürlich als Album trotzdem völlig unakzeptabel. Drei, vier Perlen, jedoch mindestens genauso viele, totale Fehlgriffe. Von mindestens 9 verschiedenen Künstlern…

Links:
Band Of Horses – In A Drawer
Band Of Skulls – So Good
Jake Bugg – Ain’t No Rhyme
Jake Bugg – Gimme The Love

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