Ein gutes Geschenk muss nicht unbedingt praktisch sein.
Aber es sollte lustig sein.
Diesbezüglich bin ich zu meinem diesjährigen Geburtstag von meinen Freunden reichlich verwöhnt worden.
Am schönsten wird es, wenn das Präsent praktisch und lustig zugleich ist.
Insofern haben zwei nette Damen den Vogel abgeschossen, die mir ein Paar sogenannte Wandersocken zukommen ließen.
Socken wohlgemerkt, mit denen man vermutlich auch zum Mond fliegen kann.
Denn was laut Produktbeschreibung auf der Verpackung hier an versammelter high-tech in einen oberflächlich profanen Artikel gesteckt wurde, das stuft Nanotechnologie auf die Erfindung des Rads zurück, und dürfte so manchen Professor der theoretischen Physik blass werden lassen.

Nicht nur, dass die Socken über ein
„Traverse AirFlow Channel System“ verfügen,
mit einer „X-Cross Bandage“ und
„Stab Paddings“
ausgestattet sind, nicht zu vergessen den
„Rist-Protektor“ und den
„ToeTip Protektor“,
nein, auch „Air Guides“
und der obligatorische
„Lambertz-Nichols Achillessehnen Protektor“
dürfen nicht fehlen.
(Ausstattungsstilistisch also prunkvollster Sockoko)

Sondern vor allem kommt hier ein einzigartiges Material zum Einsatz, ein neu entdecktes chemisches Element vermute ich, das sagenumwobene „Sinofit“.
Jenes „Sinofit“, welches die
„einzigartige SilverNODOR-Terry-Loop- Konstruktion“ ermöglicht,
die ebenso „einzigartige Silver Dry Zone“ gewährleistet und
„die größtmögliche Silberoberfläche, die ein Gestrick bieten kann“ bietet.
Gestrick? Gestrick!

„SilverNODOR ist ein Silbergarn mit einem Polyamidfaserkern, auf dessen Oberfläche das Wachstum von Keimen und Bakterien nachweislich vermindert wird.“
Nach Sock’n’Roll hört sich das zwar nicht gerade an, aber: allemal gut zu wissen

„Durch die zweischichtige Sandwich-Verarbeitung besteht der Außenbereich aus Mythlan und die Hautkontaktseite aus SilverNODOR.“
Nun, Sandwich-Verarbeitung ist beim Wandern fürwahr von nahezu essentieller Wichtigkeit – nicht umsonst war die hessische Stullenkönigin über Jahre die auserwählte Dame meines Herzens.

„Durch die leicht rauhe Oberfläche der TerryLoops wird die Haut sanft massiert und überschüssige Hautzellen bei jedem Schritt kontinuierlich abgeschabt.“
Hm, so genau hätten wir es jetzt gar nicht unbedingt wissen wollen. Füße sind eben doch nicht unbedingt die Sockoladenseite des Körpers…

Neben „Sinofit“ kommt glücklicherweise auch noch „Robur“ zum Einsatz:

„Robur ist eine multifunktionale Hohlkammerfaser. Sie ist atmungsaktiv, elastisch und dämpft Druck und Stöße, durch die im Innern der Faser eingeschlossenen Luftkammern.“
„Luftkammer“ klingt zwar ein wenig nach Bunker, aber „atmungsaktiv“ passt, schließlich ist Wandern eine ebensolche Tätigkeit.

Das bereits erwähnte „Mythlan“ hingegen ist
„non-allergen, atmungsaktiv und pflegeleicht„.
Wow, pflegeleicht! Das ist besonders erwähnenswert, wo doch herkömmliche Socken so ungemein schwer zu pflegen sind.

Und wer das alles nicht recht glauben mag, für den sind in einer hochwissenschaftlich-anmutenden, bunten Graphik, genauer gesagt
„durch Aufnahmen eines stickstoffgekühlten Thermo-Scanners“
all diese unglaublichen Dinge noch einmal visualisiert.

Im Vergleich zur Entwicklung dieser Turbostrümpfe muß das Manhattan-Project (Robert Sockenheimer) der reinste Kindergeburtstag gewesen sein.
Ja, es drängt sich geradezu der Wunsch auf, dass in den verantwortlichen Fußtextil-Laboratorien auch Strumpfbänder und Strapse entwickelt werden. Mit denen man dann infernalischen Cyber-Sex haben kann – selbstverständlich keimfrei, non-allergen, druck- und stoßgedämpft sowie atmungsaktiv. Vielleicht sogar in einer Sandwich-Verarb…, ich schweife ab.

Kurz: Ein Heidenspaß!
Gerne mag man sich ausmalen, wie die sockvogelangebotsgestählten Marketingheinis der verantwortlichen Firma „X-Socks“ sich die Bäuche gehalten und die Schenkel geklopft haben.

Jedoch, und das ist das Wundervolle an diesem Geschenk, es ist eben nicht nur lustig, sondern obendrein noch praktisch.
Denn man kann die Dinger ja auch tatsächlich anziehen und dann damit rumlaufen.
Ein Paar Socken halt…

P.S.:
Eigentlich war das Ganze nur eine etwas ausufernde Einleitung für die Ankündigung einer kleinen Blogpause. Denn ich werde mich, ich trau es mich fast nicht zu sagen, schon wieder für ein paar Tage auf Wanderschaft begeben. Schließlich lebe ich zwar nicht wirklich auf großem, aber eben doch sehr gerne auf leichtem Fuß.
Bis die Tage.

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