Neben den im letzten Beitrag angesprochenen Konten der Herren Bohlen und Cowell, konnte noch eine ganz andere Bilanz in den vergangenen zehn Jahren einen Zuwachs von satten 20% verzeichnen: Die weltweiten CO2-Emissionen sind seit dem Jahr 2000 um ebenjene Größe gestiegen.
Warum das so ist, und warum auch auf Ruinen wie dem Denkmal 5 nahezu unausweichlich schon bald ein neues Monument des Kapitals nachwachsen wird (wenn nicht genau dort, dann eben an anderer Stelle), dafür sei noch ein Mal die olle ZEIT bemüht, die versucht, ein sich wiederholendes, komplexes ökonomisches Pattern in recht verständlichen Worten auf den Punkt zu bringen.
Ohne Wachstum geht es nicht!, so lautet die, ja nun nicht ganz taufrische, aber fortwährend relevante These, bzw.:
Wie könnte es auch ohne Wachstum gehen?, so die vielleicht alles entscheidende Frage.
Schmökern Sie hier.
Der oben verlinkte Zeit-Artikel funktioniert nur unter der Annahme, dass alle großen Wirtschaftsunternehmen Schulden hätten. Große Unternehmen sind aber auch ohne Schulden denkbar – und einige haben heute auch tatsächlich keine (oder nur unwesentliche) Schulden.
Damit würde bereits die Grundannahme dieses Artikels (Wachstum sei notwendig, um sich ständig erhöhende Schulden zu befriedigen) in sich zusammenfallen. Deshalb ist mir immer noch nicht klar, warum Wachstum die Bedingung für unsere Gesellschaft sein soll. Stagnation ist nur für eine Geldwirtschaft fatal, die auf Zins beruht, auf die Realwirtschaft hätte sie nur insofern Auswirkungen, wie diese mit der (unproduktiven und damit überflüssigen) Geldwirtschaft verwoben ist. Ohne den Zins wäre auch kein Wachstum notwendig – jedenfalls nennt der Artikel keinen einzigen Grund dafür.
Der Zins ist allerdings eine ziemlich gute Motivation für Wachstum und Produktivität auf der einen Seite, und dafür, das vorhandene Geld nicht zu horten, sondern einzusetzen, auf der anderen Seite. Wollte man also auf ihn verzichten, müsste man an die Stelle des Zinses ein anderes Motivationsmittel setzen, wenn man nicht in Kauf nehmen möchte, dass niemand mehr arbeitet (was zumindest langfristig nicht nur Nullwachstum oder Stagnation, sondern einen Rückgang der Produktivität zur Folge hätte – und das würde irgendwann zu Hungersnöten führen, es sei denn Nahrungsmittelproduktion und -verteilung wären 100% automatisiert).
Also keiner ist gezwungen zu arbeiten – und erhält trotzdem ein Grundeinkommen? Ich halte das nach wie vor nicht für machbar. Auch in einer zusehends automatisierten Gesellschaft, in der die Produktion vielleicht nicht mehr so viel Arbeitskraft benötigt, ist für die Distribution und für jede Menge anderer Aufgaben nach wie vor jede Menge Einsatz und damit Arbeitskraft notwendig.
Also nach Marx ist die einzig wirklich gueltige Definition fuer Kapitalismus
M-C-M+ (Geld-Waren-Mehr Geld), sowie die Tatsache, dass der Mehrwert
letztlich aus der Mehrarbeit kommt (Kurzversion), und diese Gleichung immer
(!) gleichbedeutend mit Akkumulation ist. Diese Gleichung gilt nun auch fuer
jedes Unternehmen das letztlich aus der Mehrarbeit der Mitarbeiter M+ macht.
Ob man diesen Gewinnueberschuss „Zins“ nennt oder Gewinn ist letztlich egal.
Ich nehme an, dass wenn hier vom Zins die rede ist damit der spezifische M+ gemient ist, den man (nur) fuers Geldanlegen bekommt. Das
ist jedoch bezueglich M-C-M+ der gleiche Ueberschuss, und gleicht dem Gewinn
des Unternehmers. Frueher hat man den Gewinnueberschauss aus dem Verkauf von
Waren minus den Produktionskosten ja auch Zins genannt. Dass man heute aus
der Anlage von Geld mehr M+ rausholen, kann wie aus der direkten (!)
Produktion von Waren ist uns allen klar. Am Grundprinzip, dass Beides immer
Kapitalismus bedeutet, weil immer Akkumulation ist, aendert sich aber
nichts. In diesem Zusammnehang ist auch interessant, dass nach Marx M-C-M
kein (!) Kapitalismus ist. Das als Antwort auf diejenigen, die immer
behaupten, dass das Geld an sich unser Problem waere (wie die
Tauschhandelpropheten, Silvio Gesell Anhaenger, etc..).
Der Punkt auf den ich hinaus will ist, dass mir kein Unternehmen bekannt
ist, das auf die Dauer in unserem kapitalistischen System nur mit M-C-M
ueberlebt, egal wie klein der Ueberschuss ist, und das heist, dass wir im
Kapitalismus immer Wachstum haben auch wenn die Wachstumsspannen, zwischen
Finanzkapitalismus und Indistriekapitalismus, heute enorm sind. Merke aber,
dass das mittlere, weltweite, jaehrliche Wachstum in den 50/60er Jahren
zwischen 3 und 4% war, in den siebziger und achtziger nur noch 2% und heute
gerade mal 1%. Es stimmt also nicht dass wir immer mehr wachsen was den
Ueberschuss betrifft (und nur dass ist mit Akkumulation gemeint, und nicht
wieviel Scheiss pro Sekunde produziert wird!!). In letzteren 1% ist heute
ein enormer, relativer Anteil der Mehrwertproduktion aus dem
Finanzkapitalismus enthalten, der beim Nachkriegswachstum in den 60ern noch
praktisch keine Rolle gespielt hat. Wieviel dieser tatsaechlich wert ist,
ist die grosse Bingo-Frage der heutigen Writschaft und jeder ders weiss
bekommt sofort den nobelpreis. Denn vielleicht haben wir ueber die letzten
Jahre schon lange ein 0-Wachstum unterm Strich (den naechsten major crash
dann einfach mit eingemittelt).
Ich stimme mit frunk und dem zeit artikel ueberein, dass wir dieses Wachstum grundsaetzlich nicht
brauchen (so als menschliche Spezie und so), schliesslich gab es viele
Phasen in der Geschichte der Menschheit ohne (signifikante) Akkumulation,
aber dann muessen wir uns darueber im Klaren sein, dass wir dann nicht mehr
im Kapitalismus leben und dessen „stabilisierende“ Faktoren (die es
politisch gesehen ja gibt! Zum Beispiel weil eine nachhaltige (nationale)
Gesetzeslage, sowie politische Stabilitaet und Sicherheit, sowie die
langfristigen Garantieen fuer freien Warenaustausch, aber auch andere
Freizuegigkeiten, etc., fuer den Kapitalismus Vorraussetzung und Grundlage
sind, auch wenn unter dieser Art der Gesetzgebung gleichzeitig viele zu
leiden haben.) zusammenbrechen (werden). Wie sich das darauf folgende
M-C-M-System politisch und rechtlich stabilisiert und legitimiert, ist die
grosse, entscheidende Zukunftsfrage und meiner Meinung nach schwer
vorhersehbar. In diesem Zusammenhang ist die aktuelle Diskussion um
„Stagnation“ sehr interessant (anbei ein relevanter und sehr interessanter
Artikel aus NLR), die sich darum dreht wie und wie lange der Kapitalismus
eine Phase der durschnittlichen (!) Null-Akkumulation aushaelt, da er,
meiner Meinung nach, mittlerweile tatsaechlich von seinen inneren
Widerspruechen langsam aufgefressen wird.
Dazu und zu meinem vorherigen Kommentar nur noch ein paar kurze Anmerkungen: Ich habe mich mit dem Begriff „Zins“ nur auf dessen Verwendung im Zeitartikel, der im Blogg verlinkt war, bezogen. Und dort wurde diese These aufgestellt:
„Nahezu jedes große Unternehmen muss sich Geld leihen, um Geld zu verdienen. Es braucht den Kredit, um Arbeiter zu bezahlen, Maschinen zu betreiben, Autos zu bauen. Hinterher, wenn die Autos verkauft sind, werden die Schulden beglichen. Nur leider kann man sich Geld nicht umsonst leihen. Jeder Finanzvorstand wird versuchen, mit Banken und anderen Geldgebern möglichst günstige Konditionen auszuhandeln, aber das ändert nichts am Kern des Problems: Schulden haben die unangenehme Eigenschaft zu wachsen. Und deshalb wird jedes Unternehmen von seinen Schulden erdrückt.“
Also: Grund für den Zwang zum Wachstum sei das Wachstum der Schulden (durch Zins und Zinseszins). Nur auf diese Verwendung des Begriffs Zins habe ich mich bezogen, denn ich halte diese Begründung für den Zwang zu Wachstum für nicht stichhaltig (denn schließlich kann man seine Mitarbeiter und seine Ausgangsprodukte auch bezahlen, ohne Geld bei Banken aufzunehmen – man darf sich halt nur nicht ÜBERNEHMEN und muß im Zweifelsfall kleinere Brötchen backen – oder kleinere Autos bauen).
Das Argument mit dem stabilisierendem Faktor kann ich nur voll unterschreiben. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen, wenn wir nicht so weitermachen wollen, wie bisher.
Für die möglicherweise mitlesenden Zuschauer möchte ich noch den Artikel aus der New Left Review nachreichen, auf den Rüdi in seinem Kommentar verweist. Ein gewisser Gopal Balakrishnan betreibt dort „Speculations On The Stationary State“, ein Zwischenruf zu kapitalistischen Krisen und der evtl. daraus zu ziehenden Lehren aus der Gramsci-Ecke der akademischen Linken, und sehr passend zu dem hier verhandelten Häschen-Witz „Muttuwachsen oder Muttunitwachsen?“
Man muss das nicht alles unterschreiben, aber lesenswert ist es allemal, also schmökern sie diesmal hier.
Glaubt man Balakrishnan, dann ist das Hauptproblem eben doch die Verschuldung, wenngleich auch nicht in der etwas zu mikroökonomischen Konzeption der ZEIT, die frunk zu Recht kritisiert.
Genauer gesagt postuliert er das Problem, dass zunehmende weltweite Verschuldung (von Staaten genauso wie von Einzelhaushalten) bald nicht mehr dem weltwirtschaftlichen Zweck dienen kann, dem sie in den vergangenen 30 Jahren diente – der Verhinderung resp. dem Hinausschieben einer längst überfälligen kapitalistischen Krise, die sich gewaschen hat.
Unabhängig davon denke ich, dass der ZEIT-Autor einem grundsätzlichen Denkfehler unterliegt: nämlich aus der Tatsache, dass das stagnierende wirtschaftliche Wachstum sich positiv auf Umweltbilanzen auswirkt, rückzuschließen, dass Wirtschaftswachstum den Hauptgrund für die ökologische Misere darstellt.
Entscheidender scheint mir da ein anderes Wachstum zu sein, welches zwar auch in direkter Korrelation zur Ökonomie steht, welches aber als Wirkungsfaktor an sich derart verheerende Auswirkungen zeitigt und zeitigen wird, dass es unabhängig von aller ökonomischen Aktivität nach wie vor die zentrale zu bändigende Geißel des Menschengeschlechts ist: das demographische Wachstum.
So lange die Weltbevölkerung weiter in dieser atemberaubenden Geschwindigkeit anwächst, wie sie das seit Jahrzehnten tut, werden alle denkbaren Korrekturen, ob ökologisch oder ökonomisch oder systemisch, letztlich immer Makulatur bleiben. Das Verhexte an der Sache ist die erwähnte Korrelation, nämlich die banale Tatsache, dass demographisches Wachstum in überschaubarem Maß logischerweise eine Art Wachstumsgarantie für die Ökonomie bedeutet (siehe etwa die forcierten Immigrationsbemühungen des „alten“ Amerika oder aktuell Australiens). Mit anderen Worten: es fehlt jegliches ökonomisches incentive, um die ökologisch verheerende Exponentialvermehrung der menschlichen Spezies irgendwie im Zaum zu halten. Bzw., auf die Argumentation des ZEIT-Artikels gemünzt: auch eine stagnierende Ökonomie wird den Planeten nicht retten können, so lange die demographische Kurve unablässig nach oben zeigt.
Tja, ohne Wachstum geht gar nix,
dachte ich mir,
das ist eine Grundwahrheit,
und lies das Schlafzimmerfenster gekippt.
Und gegen 4 in der Frühe musste ich aufstehen
und es schliessen,
das scheiss Fenster,
wegen dem scheiss Gegurre von den Tauben,
die sich auf meinem Balkon
nach einem neuen Wohnzimmer umsahen.
Hallo. Was ist denn das für eine Hektik in dieser Republik.
Ich meine, es ist Februar.
Idee für einen Krimi:
Sie ist Ordnungspolizistin beim Ordnungsamt Frankfurt/ Main.
Szene: Ordnungspolizistin Ute und ihr älterer Kollege Klaus besuchen eine Messie-Wohnung (der Messi ist der beste Freund von Klaus).
Ute und Klaus stehen mit Gasmaken in der verdreckten Messie-Küche und ekeln sich.
Klaus hält ihr einen Topf versteinerter Spaghetti unter die Nase.
Klaus: Drei Monate?
Ute: Klaus, Du bist ekelhaft. Das sind höchstens … drei Wochen.
Klaus: Woher soll ich den Unterschied kennen. Bei uns wird jeden Tag gespült.
Sie: ““Bei uns““ heißt ““deine Frau““?
Klaus ist aber schon weiter ins ins Bad gelaufen und findet ein versteinertes, an der Klobasis seitlich festgewachsenes gebrauchtes Kondom, umrahmt von einer sprießenden Pilzkultur.
Klaus: Du glaubst es nicht, Ute. Ich wusst““es. Wir stammen alle von den Pilzen ab.
Sie (ins Bad nachgekommen): Deine Frau spült, und du stehst daneben und hälst Volkreden. Lass““ mich raten.
Klaus (die Pilze begutachtend): Von den Pilzen stammen wir ab.
Klaus (schaut sich um): Wieso riechen die das hier im Haus nicht? Ich verstehe das nicht. Ich werd““ es nie verstehen.
Klaus: Wenn ich auf eine Marmorfläche wichse und drei … Tage … warte, dann kommen da meine Söhne als Pilze raus, aber garantiert mit meinem Erbgut.
Ute: (entdeckt das Kondom): Drei Tage?
Klasse Drehbuch das!
Schlage für die Hauptrollen vor: Ute Lemper und Lionel Messi