Ein Lexikon ist, der allgemeinen Handlungslogik entsprechend, eine Institution, die man konsultiert, wenn man über eine bestimmte Sache nichts oder subjektiv empfunden zu wenig weiß.
Ich z.B. bemühe wikipedia immer dann, wenn ich mehr über eine neue, vielversprechende Band in Erfahrung bringen möchte.
Oder wenn ich, wie neulich hier im Blog, das Wort gnostisch schreibe, mich aber vorher sicherheitshalber rückversichern möchte, ob denn gnostisch auch tatsächlich das bedeutet, was ich mir darunter vorstelle. Denn merke (frei nach dem echten Lenin): Intellektuelle Hybris ist gut, Kontrolle ist besser!
Heute morgen allerdings bekam ich via Facebook einen Link auf die Wiki-Seite des Wortes „Dusche“. Da musste ich dann doch herzhaft schmunzeln.
Ich meine, wer zum Teufel schlägt „Dusche“ nach?
Und sofort wurde mir gewahr, dass es vermutlich noch eine unendliche Menge weiterer, niemals aufgerufener Wiki-Seiten gibt, und ich beschloß, mich in den nächsten Tagen mal ausführlich kundig zu machen, was denn eigentlich ein Buch, eine Schere oder eine Waschmaschine ist.
Eine Dusche, Damen und Herren, ist nämlich u.a. ein
„Bestandteil eines typischen modernen Badezimmers. Sie erlaubt zur schnellen, vollständigen Körperpflege die Beregnung mit kaltem oder warmem Wasser.“
Ich empfand angenehme Genugtuung darüber wie modern mein Badezimmer ist, und die tägliche Begegnung mit der Beregnung wird mir daher künftig zusätzliche Selbstsicherheit verleihen.
„Übliches Zubehör zum Duschen sind Seife, Shampoo, Duschgel, Duschhaube und Rückenbürste.“
Rückenbürste?? Im Comic vielleicht.
Natürlich muss auch ein vordergründig profan wirkender Vorgang wie die tägliche Körperpflege einer ausgiebigen wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden. Und also lernen wir:
„David Schmidt von der University of Massachusetts erforschte den Aspekt, warum Duschvorhänge nach innen wallen, und erhielt 2001 hierfür den Ig-Nobelpreis. Mit Hilfe einer Software für Strömungsdynamik hat dieser 30 Sekunden Duschen mit Vorhang simuliert. Hierfür wurde der Raum um eine Badewanne mit Duschvorhang in 50.000 Segmente aufgeteilt. Die Berechnung zeigt, dass in der Dusche ein stabiler Wirbel aus Luft und Feuchtigkeit entsteht. Im Innern dieses Wirbels herrscht ein geringerer Luftdruck, ähnlich wie in einem Tornado, so dass der Vorhang zum Duschstrahl hin gesaugt wird. Beim heißen Duschen wird der Effekt durch die Wärmebewegung verstärkt. Seit geraumer Zeit wird versucht, diesem Phänomen entgegenzuwirken. Neben am unteren Rand beschwerten Vorhängen (Bleigewichte), wurden unterschiedliche Systeme patentiert.“
Hm, jetzt bin ich wieder ein wenig verunsichert. Mein Duschvorhang „wallt“ nämlich gar nicht. Aber er ist beige und es sind Zwerge drauf. Vielleicht liegt es ja daran (BeigeWichte).
Was aber, liebe Leser, ist wohl ein Buch?
Wikipedia weiß es.
„Ein Buch (auch Kodex) ist eine mit einer Bindung und meistens auch mit Bucheinband (Umschlag) versehene Sammlung von bedruckten, beschriebenen, bemalten oder auch leeren Blättern aus Papier oder anderen geeigneten Materialien. Laut Unesco-Definition sind (für Statistiken) Bücher nichtperiodische Publikationen mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr.“
Das eigentlich interessante daran ist, dass es offenbar bei der UNESCO jemanden gibt, dessen Job es ist, Dinge wie „Buch“ zu definieren. Wie so ein Job wohl ausgeschrieben wird?
„Internationale Organisation mit Schwerpunkt Weltkulturerbe sucht flexiblen Definator mit langjähriger Erfahrung. Nur Alltägliches (Buch, Hund, Muffin), keine schwierigen Sachen (Sinn des Lebens, Nichts, Ragamuffin). Bezahlung trotzdem erste Sahne!“
Da ich akute Probleme mit der Definition meines Bizeps habe, sollte ich vielleicht einfach mal bei der UNESCO nachfragen…
Was weiß wikipedia noch über „Buch“ zu berichten?
Zum Beispiel, dass der olle Gutenberg einpacken kann.
„In Korea wurde rund 200 Jahre vor Johannes Gutenbergs Erfindung in Europa der Buchdruck mit beweglichen Lettern aus Metall entwickelt, vermutlich eine Weiterentwicklung chinesischer Druckmaschinen bereits im 11. Jahrhundert mit Tonlettern.“
Made in Korea resp. China also. Kein Wunder, dass so viele Bücher minderer Qualität im Umlauf sind (Tommy Jaudt, Weißbuch der Bundeswehr, Bibel etc.).
Was noch?
„Beutelbuch: Mittelalterliche Sonderform. Es kann wie ein Beutel getragen und am Gürtel befestigt werden.“
Nicht erwähnt wurde: Gürtelbuch. Australische Sonderform. Kann wie ein Gürtel getragen und am Beutel befestigt werden.
So, bevor am Ende noch mein Pointenrating bei Standard & Poors abgewertet wird, soll das für heute reichen. Schere und Waschmaschine schlage ich morgen nach.
Und was war noch mal Amnesie?
Wunder- Wunderbar! Dies läßt mich mich doch die ganze Frage nach dem Verhältnis des Wissens zum Begriff im kapitalistischen Ausbeutungszusammenhang in die Selbe stellen – nämlich ob es nicht besser wäre so zu tun wie wenn wir uns gestern erst, so gegen 17:30, darüber Gedanken gemacht hätten, was zum Besipiel eine „Harke“ ist. Vielleicht das Verhältnis des „discussion-tab“ von Wikipedia gegenüber dem Index des Brockhaus? Ich meine OK…, bin dafür! Schon wegen dem signifikant erhöhten Spaßfaktor. Und das muss reichen!