2008 waren sie, bang!, in der Welt, und wurden dank der zwei Smash-Hits Great DJ und That’s Not My Name aus dem Nichts zu den absoluten Darlings des Indie-Zirkus: The Ting Tings.
Danach vergingen vier Jahre bis zum zweiten Album Sounds From Nowheresville, welches bei Sonnenschein betrachtet vor Ideen sprühte, aber bei Nieselwetter gesehen trotzdem hauptsächlich merkwürdig war und leider nicht einen einzigen Hit-Moment aufzuweisen hatte.
Nun 2014 ist der dritte Longplayer Super Critical draußen, und der neue Weg heißt eindeutig und endgültig: Goodbye Rrriot-Girl, Hello Rrrihannah.
Das ist zwar a) legitim, b) machen sie das gar nicht mal schlecht – das Album ist top produziert, und Katie White glücklicherweise keine Soul-Diva (es nervt also erstaunlich wenig), und c) haben sie tatsächlich auch mal wieder ein paar brauchbare Hooks geschrieben.
Aber es ist halt definitiv nicht mehr unsere Baustelle.
Und ich fürchte: besonders erfolgversprechend ist es auch nicht. Denn wer den Sprung vom Indie-Dancefloor an die Format-Fleischtöpfe schaffen will, dem muss das Kunststück gelingen, die alten Fans irgendwie mitzunehmen. Und diesbezüglich melde ich zumindest leise Zweifel an. (Wo meldet man sowas eigentlich an?)
Am ehesten klingen sie noch nach sich selbst bei Only Love.

Peter Licht hat eine Live-LP veröffentlicht, Lob der Realität. Darauf gefällt mir einiges, aber insbesondere der Opener Alles was Du siehst gehört Dir.

Johnny Marrs neue Single Easy Money hatte ich Ihnen hier unlängst bereits vorgestellt. Leider ist der Song sooo obvious, dass er einem auch recht schnell auf die Nüsse gehen kann. Insofern ist die Frage natürlich berechtigt, was denn die wahren Perlen auf dem aktuellen Album Playland sind. Doch, alas, es finden sich so gut wie keine. Also, nicht wirklich jedenfalls. Natürlich sind alle Songs auf dem Album mindestens „ganz gut“, aber leider auch maximal „gut“. Irgendwie bleibt er eben doch der ewige Zuarbeiter.
Morrissey hat in seiner Solokarriere zweifellos eine Menge Bockmist veröffentlicht, aber eben auch den ein oder anderen Moment puren Golds, während Marrs Platten immer irgendwie ganz okay sind, aber nie wirklich herausragend. It’s a shame. Am besten klappt es noch bei Dynamo, aber an den schönsten Stellen wünscht man sich voraussehbarerweise dann doch immer eher einen anderen Sänger – Boys get Straight lässt mich an Miles Kane denken und This Tension schreit geradezu nach Morrissey.
Und das alles, obwohl Johnny Marr ein solch tadelloser Handwerker ist. Wie ungerecht die Welt doch sein kann. Bzw. wie ungemein gemein.

Die Fantastischen Vier sind eine Band, die mich persönlich nie außergewöhnlich interessiert hat, die aber für Menschen, welche um die zehn Jahre jünger sind, schon immer so eine Art Konsensding waren. Von Beginn an Mainstream, aber trotzdem stets cool – immerhin ein Zaubertrick, der den wenigsten gelingt. Neulich erschien zum 25-jährigen Bandjubiläum das Album Rekord, und das ist mal zumindest nicht peinlich (wenn man von Thomas D.s ein, zwei recht erbärmlichen Versuchen absieht, doch noch mal irgendwie und mit Gewalt ein zweites Liebeslied hinzubekommen).
Am besten gefällt mir der Opener 25, in dem die Fantas sich gleichermaßen ironisch wie selbstbewusst auf die Schippe nehmen. Gibt massenweise Schlimmeres!

Und es gibt ja nun dann doch gewisse Sorten Musik, denen man so spätestens mit Ende 20 für immer entwachsen ist. Punkrock zum Beispiel. Man belächelt fortan die jungen Hüpfer, bringt ihnen weiterhin volle Sympathie entgegen, thumbs up and big grin and all. Aber man hört nur noch halbherzig hin. Weil es einen, wenn man ehrlich ist, nicht mehr wirklich interessiert.
Was aber macht man mit Kapellen wie meinetwegen Bad Religion, die im Alter von inzwischen 311 (geschätzt) immer noch jedes Jahr die immergleiche Platte veröffentlichen? Ist das verdammenswert, weil es eine Art schnöden Broterwerbs in Tateinheit mit latent peinlicher Sturheit darstellt? Oder finden die ihre Musik tatsächlich immer noch toll, und machen das weiterhin in erster Linie, weil es Spass macht?
Wer weiß es? Egal – wollte ja eigentlich auch nur sagen, dass es zwei Nummern auf dem aktuellen Lagwagon-Album Hang gibt, die ich mag. Eine davon heißt You Know Me und ist hier verlinkt.
Was sagen Sie? Die haben neun Jahre Pause gemacht? Nun ja, hört man nicht. Und dummerweise wissen wir Alten, dass neun Jahre auch nicht viel länger dauern als neun Minuten…
(Oder neuneinhalb Wochen.)
Und ja, der neue Bassist mit dem neckischen Namen Joe Raposo – der kennt sein Instrument.

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