So, liebe Näherinnen und NarrhaLeser, nachdem jetzt also zwei Folgen lang gelobhudelt wurde, möchte ich heute auch ein paar Songs erwähnen, die ganz bewusst nicht in meiner Jahresendabrechnung aufgetaucht sind.

DIE große Enttäuschung des Jahres war m.E. das unter eigenem Namen veröffentlichte Solowerk von Damon Albarn. Vielleicht tue ich ihm Unrecht, denn ich gestehe, dass ich das Album nur einmal angehört habe, kurz nachdem es rauskam, weil ich es so langweilig und ermüdend fand, dass ich ihm nie eine zweite Chance gegönnt habe. Merkwürdigerweise war überall zu lesen, Albarn wäre erstmals in seiner Karriere richtig persönlich auf dem Album, und das wurde allenthalben gutgeheißen. Merkwürdig deshalb, weil es doch gerade die urbritische, abstandhaltende Ironie war, mit der Albarn den Alltag zu kommentieren pflegte, die fast all seinen großen Songs ihren unvergleichlichen Charme verlieh.
Sei’s drum, bester Song darauf war Everyday Robots, und das ziemlich doofe Video dazu können Sie sich hier anschauen. Klingt stark nach Radiohead ca. zur Jahrtausendwende.
Verstehen Sie mich nicht falsch, richtig schlecht kann ein Albarn-Song eigentlich nicht sein, schließlich lieben wir alle diese Stimme; aber ein wenig mehr Speed und deutlich weniger Valium würden wir seinem nächsten Versuch doch gerne verschreiben.

Rauf und runter gespielt auf dem Radiosender meiner Wahl wurde TV On The Radios Happy Idiot. Warum, habe ich nie so ganz verstanden. Dass das Album Seeds nun den auf Dear Science und Nine Types Of Light zaghaft eingeschlagenen Weg in Richtung „Eingängigkeit“ konsequent vollendete, hätte, großartiges Songwriting vorausgesetzt, ja tatsächlich ein Quantensprung in der Karriere werden können. Mir erscheinen die Songs jedoch kompositorisch größtenteils ziemlich hemdsärmelig und ich habe daher eher das Gefühl, dass hier eine Band ihre – zugegeben oft recht sperrige – Eigenwilligkeit preisgegeben hat, ohne dafür qualitativ viel hinzuzugewinnen. Am besten funktioniert es beim fein produzierten Opener Quartz.

Kong von The Notwist ist ein schöner Song und lief ebenfalls regelmäßig auf Flux-FM. Aber die Zeiten, als wir jeden Freitag in der Kapp zu Chemicals oder Day 7 tanzten, sind dermaßen lange her, dass The Notwist für mich wie eine Band aus einer längst vergangenen Ära erscheinen. Die irgendwie nicht mehr zu meinem jetzigen Leben gehören. So habe ich tatsächlich die Veröffentlichung von Close To The Glass lediglich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen und mir das Album nie angehört. Womöglich ein Fehler…
Hinzu kommt, dass sich Markus Acher, sonst ein Meister des vokalen Understatements, hier an ein, zwei Stellen gesangstechnisch überfordert und sogleich verhoben hat.
Anyway, trotzdem ein schöner Song.

Und last but not least: Lenins ehemalige Lieblingsband, die Kaiser Chiefs.
Ricky Wilson ist jetzt ein Fernsehstar in England. Und genau so klingt das Album (Education Education Education And War). Ein verkrampfter Versuch, das musikalische Wesen der Band in einem nun für das Jedermannspublikum formatierten Soundgewand doch noch irgendwie durchscheinen zu lassen. Und leider auf ganzer Linie gescheitert. Denn was dabei herauskam ist weder indie noch massentauglich, sondern schlicht uninteressant. Bezeichnenderweise ist der noch gelungenste Song jener, bei dem sie einfach gar nicht mehr nach Kaiser Chiefs klingen: Coming Home.

Wie immer muss am Ende des Meckerartikels die Bemerkung fallen, dass natürlich ca. 80% aller veröffentlichten Musik noch tausendmal schlechter sind. Es geht hier stets, auch beim Meckern, nur um die für uns Musikliebhaber relevante Musik.

In der noch ausstehenden vierten Folge werde ich mich mit den wunderschönen und mir dankenswerterweise nun bereits fast traditionell überreichten Jahreschart-CDs guter Freunde und treuer Blogleser befassen. Bleiben Sie dran!

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