Die Loveparade ist wieder da.
In Dortmund, auf einem Stück Bundesstraße.
Klingt auf Anhieb nach einem vorprogrammierten kulturhistorischen wie ökonomischen Desaster.
Jedoch: 1,6 Millionen Besucher sollen da gewesen sein – mehr als jemals in Berlin waren. Und alle, die man interviewt hat, fanden es voll suuuper.
Und ich dachte, Techno wäre seit mindestens fünf Jahren sowas von dermaßen mausetot und unten durch, wie es mausetöter und untendürcher gar nicht mehr geht.
Wohl getäuscht, Herr Lenin.
Und statt als alter Rave-Apologet nun zu frohlocken und zu jauchzen, finde ich die ganze Sache zu allem Überdruss auch noch sonbißjen „weiß nicht“.
Also schlug ich nach. Nicht beim Altmeister Goetz, sondern beim Uraltmeister Wiesengrund, und siehe da:

„Der Idee eines Festes aber, auch eines künstlerischen Festivals, wohnt, sei es noch so säkularisiert, der Anspruch des Einmaligen, Nicht-fungiblen, des emphatischen Augenblicks inne. Die verwaltende Vernunft, die der Feste sich bemächtigt und sie rationalisiert, löst damit ihre Festlichkeit auf. Etwas von dem (…) werden aber sensiblere Nerven an allen sogenannten kulturellen Veranstaltungen, auch an den avantgardistischen, spüren. Man lässt zwar, in absichtlich auferhaltenem Gegensatz zum Streamlining, Kultur in einer Art Zigeunerwagen noch herumfahren, die Zigeunerwagen bewegen sich aber insgesamt in einer monströsen Halle und merken es selber nicht.“
(Theodor W. Adorno, „Kultur und Verwaltung“, Vortrag in der Kunsthalle Baden-Baden 1959)

Äh, kommt trotzdem jemand mit, nächstes Jahr?…

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