X ist ja ein in Scrabble- und StadtLandFluss-Kreisen notorisch unterbewerteter Buchstabe. Und nicht nur da.
Insgesamt scheint mir das X-Bild, das die Menschen so mit sich herumtragen, ein eher düster-expressionistisches zu sein. Gesellschaftskritische Zeitgenossen könnten nachgerade von einer Art Buchstaben-Apartheid sprechen – von den meisten der uns umgebenden Wörter ist dieser Buchstabe schlicht ausgeschlossen.
In den positiv konnotierten kommt er schon gar nicht vor, siehe etwa: Liebe, Kuss, Sonne, Urlaub, Britpop, Lottogewinn, Eintracht, Geschlechtsverkehr, MDMA, Nudeln etc.
Und wenn er mal ran darf, dann oft nur in so zwielichtigen Zusammenhängen wie: Xanthippe, Xanten, Taxifahrer, Wixhausen u.ä.
Doch wie so oft: der erste Schein trügt. Nicht nur, dass man mit X so wunderschöne Sätze komponieren kann wie:
Trixi hat mit Blixa Bargeld bei Sixt ein Mixgetränk abgeext.
Nein, das X steht darüberhinaus durchaus prominent und prägend in einigen uns alle betreffenden Namen und Begriffen, und das möchte ich Ihnen nun kurz vormachen (und zwar für ein U):
X-Mas – christliches Fest heidnischen Ursprungs. Beliebt wegen Geschenke, Familienkrach und brennender Tannenbäume.
King’s X – christliche Band amerikanischen Ursprungs. Wären die Beatles Prog-Rock-Addicts gewesen (oder zumindest bessere Instrumentalisten), hätten sie vermutlich so ähnlich geklungen.
Leutnant X – das Pseudonym, unter dem der französische Schriftsteller Vladimir Volkoff (ein durch und durch französischer Name) seine Jugendromane um den Geheimagenten Lennet veröffentlichte.
Eine Jugendbuchserie, die der Großteil der Menschen meiner Generation zumindest vom Hörensagen kennen dürfte. Apropos meine Generation:
Generation X – nannte Douglas Coupland ebenjene in seinem berühmten Roman. Und nebenbei hieß so auch die Band, aus der ein gewisser Billy Idol hervorging, was nun aber wiederum nichts mit mir und meinem Spitznamen zu tun hat.
Agent X – heißt ein, hört hört, englischsprachiges Lied der Toten Hosen, einer Dorffest-Bierzelt-Kapelle aus Düsseldorf bei Köln.
„Whereever you go, whatever you do, Agent X is watching you“ – Sozialkritik in Rheinkultur.
Akne X – ist der Titel einer beliebten Teenager-Sit-Com.
Jetzt auch als Kinofilm verfügbar.
Semtex – ist ein schöneres Wort als TNT, und kommt deshalb auch nicht bei AC/DC sondern bei Roger Waters vor („Everybody’s got something they call home“).
Perplex – war nicht nur der Name einer glücklicherweise unbekannt gebliebenen NDW-Combo, sondern sind auch Sie, ob der abgefahrenen Informationen zum Weltgeschehen, die ich Ihnen hier hin und wieder präsentiere, z.B. diese:
Das Durchschnittsalter der Fernsehzuschauer der Sendung mit der Maus beträgt 39! Interessant, gell?
Ixi – war eine etwas bekanntere Persönlichkeit im NDW-Kontext
(„Mach‘ mir doch kein‘ Knutschfleck, alles nur kein‘ Knutschfleck!“),
und ferner der Name eines Getränkemarkts in Frankfurt-West.
Vixen – ist das englische Wort für einen weiblichen Fuchs,
aber das kam hier im Blog ja bereits zur Sprache.
Und last but not least:
Radio X – ein Frankfurter Radiosender, den Sie öfter hören sollten, als Sie es bisher getan haben.
Und damit sind wir endlich beim eigentlichen Thema des heutigen Beitrags:
Am Di., den 02.09. läuft nämlich auf Radio X um 17:00 Uhr eine ganze Stunde lang eine Sendung zum Thema GABI MOHNBROT, und der diesbezüglich ausführlich interviewte Studiogast ist kein geringerer als Ihr beliebter Blogadministrator DJ Lenin, i.e. me.
Das dürfen Sie natürlich auf keinen Fall verpassen.
Falls Sie tatsächlich noch über ein herkömmliches Radiogerät verfügen, müssen Sie dieses bei der GEZ anmelden, finden Sie den Sender auf der ukw-Frequenz 91,8.
Ansonsten geht’s natürlich auch via Computer, nämlich auf www.radiox.de und anschließenden Klick auf den Livestream.
Dieses unstrittige Highlight der deutschen Mediengeschichte sollten Sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Nicht zuletzt können Sie sich damit mal wieder als toleranter Zeitgenosse und Apartheid-Gegner profilieren (s.o.)
gezeichnet
XXX
Na Herr Lenin, det is ja mal wieder ´ne Wolke. Gerade habe ich mir mal wieder „Drogen“ von Gabi Mohnbrot reingezogen und schon feiert hier als Angekündigung einer der Köpfe die Wiederauferstehung im Radio… Allein an der Zielgruppe gilt es zu feilen oder einen neuen Hype zu kreieren, denn z.B. bei meiner „Fasttochter“ Veni, Vidi,Vici, 13 Jahre, kommt nur HipHop in Frage… Ansonsten kenne ich durchaus 40jährige + X (Ok, der Kalauer mußte jetzt sein), die wie früher noch voll auf Gabi abfahren…
In diesem Sinne viel Erfolg!
An Ihr Buch habe ich mich noch nicht getraut, aber meine Wama is jetzt auch kaputt, ich kann da mitfühlen 🙁
Den Laut x kann man in der deutschen Sprache ja auch mit „chs“ bilden, was bei dem Wort „Jugendbuchserie“ in der Tat zu stolperndem Lesefluss führen kann. Dies durfte ich gerade selbst erfahren und in Anbetracht des Inhalts des Artikels fand ich das – und finde es noch – erwähnenswert.
Die Jugend-Buchserie gefällt mir sehr gut, Chik. Ich denke, es handelt sich dabei um einen Fachbefriff für den mitunter ästhetisch gewöhnungsbedürftigen Hosengeschmack insbesondere der männlichen Heranwachsenden. Bzw. den hygienisch noch nicht immer ganz einwandfreien Zustand von deren Unterbu…
Denken wir lieber nicht länger drüber nach.
Stehe jedenfalls auch in Zukunft für allerlei rhetorische Spielerei stets gern als Versuxkaninchen bereit,
Ihr Lenin