„Kloot“ ist ein holländisches Wort und bedeutet soviel wie das nette deutsche Pendant „Klöten“. Warum nun die Band I Am Kloot aus Manchester ausgerechnet I Am Kloot heißt, ist damit aber vermutlich trotzdem nicht annähernd beantwortet.
1999 traten sie erstmals auf den Plan, anfangs durchaus ein wenig gehypt auf der Insel, sogar die altehrwürdige The Face widmete ihnen eine ganze Seite. Damals hatte man den Dickehose-Breitwand-Rock der Britpopjahre allenthalben richtig satt, und da kam eine Band, die sehr zurückhaltend, ja beinahe kammermusikalisch instrumentierte, gerade recht. Und anders als 10 Jahre später stand das Thema Folk/Akkustikgitarre nirgendwo auf der musikalischen Agenda.
Das 2001 erschienene Debütalbum Natural History enthielt dann auch in der Tat zwei, drei brauchbare Nummern, aber so richtig vom Hocker zu reißen, vermochte es dann doch niemanden.
2003 folgte ein selbstbetiteltes Album, das erneut nicht wirklich das Haus rockte und bald schon verlor man die Band aus den Augen und aus dem Sinn.
Verständlicherweise. Denn wenngleich das Trio um Sänger John Bramwell immer sympathisch blieb – ihre Musik wirkte zunehmend belangloser. Die Songs und die Produktionen wurden über die Jahre nicht besser, im Gegenteil kam vieles, was sie machten, inzwischen ein bißchen bräsig und uninspiriert daher.
Um so erstaunlicher und erfreulicher, dass sie nun in 2013, mit beinahe 15jähriger Verspätung doch noch their inner Beatles aufgespürt und ein echtes Hammeralbum abgeliefert haben: Let It All In.
Plötzlich stimmen die Songs, der Sound, ja die (Achtung: häßliches Wort) Attitüde. Plötzlich klingen sie so, als hätten sie der Welt eben doch etwas sehr dringliches mitzuteilen.
Mindestens vier Songs auf diesem Album sind nicht nur gut, sondern sehr sehr sehr gut, und auch der Rest geht einem keineswegs auf die Klöten.
Man mag es kaum glauben, aber diese Platte ist ein heißer Kandidat für den Titel „bestes Album des Jahres“ – jedenfalls werden Sie es mit Sicherheit in meinen Jahrescharts wiederfinden.

Zu Bloc Party muss ich nicht mehr viel sagen – die gehören hier im Blog ja fast zum Inventar. Heuer haben sie sich in Form einer EP zu Wort gemeldet: The Nextwave Sessions.
Während es nach den experimetierfreudigen Anfangsjahren der Band zuletzt so aussah, als müsse Kele seinen elektronischen Indulgien auf Soloplatten nachgehen, während die Band sich auf ihre gitarrenrockigen Leisten zurückbesann, haben sie auf der aktuellen Scheibe einfach mal beides vereint: sozusagen Techno mit E-Gitarren gespielt. Zumindest auf der Single Ratchet klappt das erstaunlicherweise hervorragend. Auf jeden Fall ein echter Tanzflächenkracher für die Indie-Disco Ihrer Wahl. Well done!

Eine Band, die seit einigen Jahren ein verlässlich angenehm eingerichtetes Spät-90er-Indierock-Museum musikalisch bewirtschaftet sind Telekinesis aus Seattle (eigentlich ein Soloprojekt eines gewissen Michael Lerner). Lerner scheint ein sehr guter ebensolcher zu sein, denn er hat sich bei den Altvorderen des Genres genau die Sachen abgekuckt, die zeitlos gut sind, und folgerichtig unlängst bereits zum dritten Mal ein feines Album veröffentlicht: Dormarion.

Weitere neue Alben, die zwar Ihren Blogadministrator nicht becircten, die Sie aber trotzdem interessieren könnten, erschienen von Franz Ferdinand (yawn) und den Babyshambles (it’s merely a shambles).

An der Heimatfront erfreute uns MC Fitti, wenngleich der Typ und sein Name eigentlich das beste an der Sache sind, sowie Alt- und Großmeister Helge Schneider, dessen Single Sommer Sonne Kaktus gewohnt prima ist („Ich will nie mehr arbeiten geh’n“), den Rest des gleichnamigen Albums kann man sich aber eigentlich auch schenken.

Demnächst gibt es Neues von den Arctic Monkeys und Placebo (Lenin berichtete), von Two Door Cinema Club, The 1975 und vieles mehr.
Es wird also vermutlich nicht der letzte Musikbeitrag des Jahres hier im Blog gewesen sein…

Links?
Links:
I Am Kloot – Some Better Day
Bloc Party – Ratchet
Telekinesis – Power Lines
Helge Schneider – Sommer Sonne Kaktus

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