Ostern war ich im Alpenraum (im Urlaub). Das war sehr schön.
Gestern war ich wieder im Alpenraum. Das war nicht sehr schön.
Aber der Reihe nach:
Habe letzte Nacht für Sie einen exclusiven Club-Test vorgenommen, und Frankfurts neues Tanzlokal Silbergold einer intensiven Prüfung unterzogen.
Betrieben wird der neue Laden von Les Yper Sound, und ein Mal im Monat werden sich die werten Herren auch selbst an den Plattentellern die Ehre geben. Das lässt die Erwartungshaltung natürlich ein wenig nach oben schnellen – renommierte und durchaus auch erfolgsverwöhnte Party-DJs zukünftig in eigenem Laden: da sollte doch eigentlich was gehen!
Und es geht auch was.
Die Lage ist 1a, nämlich direkt an der Konsti, für nachtbusangewiesene Partyschwärmer also logistisch einwandfrei.
Der Club selbst sieht aus wie eine geschrumpfte Version des Robert Johnson, alles in klaren Linien, farblich dominieren schwarz und weiß. Und sehr überschaubar, das Ganze. Entsprechend empfanden wir die fünf Euro Eintritt auch als ein wenig zu hoch gegriffen.
Die Getränkepreise sind normaler Standard, die Musik (gestern von Les Yper Sound themselves) wusste durchaus zu gefallen.
Das Monatsprogramm verspricht einen angenehmen Mix aus Elektro- und Gitarrenklängen.

Angeschlossen an den Dancefloor gelangt man in den „Alpenraum“ – ein kleines Separée, geziert mit einer Alpenpanorama-Wandtapete, welches als Raucherraum dient und ungünstigerweise auch noch mit einem Tischkicker zugestellt wurde.
Raucherräume sind noch neu in diesem unserem Nachtleben, und da muss man sich wohl erst mal dran gewöhnen. Könnte schwer fallen.
Die Athmo im „Alpenraum“ entsprach in etwa der einer Gaskammer. Einer überfüllten, wohlgemerkt. Nun, natürlich war das jedem der anwesenden rauchenden Menschen klar bewusst, weshalb auch viel darüber gequatscht und wahlweise gelacht oder gekopfschüttelt wurde. Es stimmt, was viele voraus gesagt haben: durch die Ghettoisierung rücken die Menschen enger zusammen und kommen leichter ins Gespräch. So weit so gut. Was die ganze Scheiße soll, wird aber trotzdem zunächst ein Rätsel bleiben.
Die Raucher werden nicht vor sich selbst geschützt, denn man raucht zwar weniger, aber nach jedem Aufenthalt im Raucherraum muss man wegen einer akuten Atemwegserkrankung den Notarzt rufen.
Die Nichtraucher werden auch nicht geschützt, denn 90% aller Clubgänger sind ohnehin Raucher, während die Nichtraucher dieser Welt in langweiligen Tapasbars rumhängen oder vorm heimischen Fernseher.
Und die Luft im Hauptraum ist auch nicht wirklich besser: statt nach Kneipe riecht es dort jetzt eben vermehrt nach Schweiß.
Dass sich die Garderobe direkt im Nebenkämmerchen des Raucherraums befindet ist das i-Tüpfelchen. Da könnten Sie Ihre Jacke auch gleich zu Hause in den Kamin hängen.
Liebes Gesundheitsministerium: dieses Anti-Rauchergesetz – geh da doch einfach noch mal drüber!

Zurück zum Test. Ich sag mal: 3,5 von möglichen 5 Sternen
Vier hätte es gegeben, wenn man nicht dem naiven Glauben verfallen wäre, dass eine Toilettenkabine pro Geschlecht auch nur annähernd das Pinkel- und Drogeneinnahmebedürfnis des gemeinen Nachtschwärmers zu befriedigen im Stande wäre.
Bei den Mädels natürlich besonders blöd – halbe Stunde Schlange stehen wegen ein mal Pipi machen – das törnte meine Begleiterin sichtlich ab. Bei den Jungs war eins von zwei Pinkelbecken bereits außer Betrieb (nach erst wenigen Tagen Clubbetrieb nicht wirklich ein gutes Omen) und zu später Stund‘, wofür die Clubbetreiber freilich nichts können, die übliche 3cm-hohe Schicht Syphflüssigkeit auf dem Boden.
Hallo Jungs! Einfach mal in die Schüssel pissen statt nebendran! Ist doch nicht so schwer.
Ach ja, den Namen (Silbergold) finde ich übrigens auch irgendwie mittel. Erinnert außerdem stark an eine furchtbare Deutschrockkapelle.
Gesamturteil: Gut aber ausbaufähig.
Gehen Sie halt mal hin.

Admin