Neben den beiden, zugegeben herausragenden, Alben von Elbow und Bilderbuch hat man uns dieses Jahr leider noch nicht wirklich viel Brauchbares auf die Löffel serviert.

Einschub 1:
„auf die Löffel serviert? – wie redet der denn? ist der jetzt total plemplem?“, denken Sie gerade zurecht. Doch höret: Ich sprach in zweiter Linie so, um gleich eine mittelblöde Überleitung zu der Band Spoon zu stricken, aber zuvörderst um auf ein so erwähnenswertes wie rätselhaftes Phänomen der deutschen Synchronisationskultur der 70er und 80er Jahre hinzuweisen. Da redeten die Protagonisten in Bud Spencer / Terence Hill- oder auch Celentano-Filmen aber auch in Serien wie „Ihr Auftritt, Al Mundy“ oder „Die Zwei“ nämlich die ganze Zeit so. Irgendwie dachte man wohl es sei gleichsam cool wie witzig und irgendwie jugendlich, wenn dauernd jemand Sätze sagt wie:
„Du hast wohl ne Pizza aufm Horchlappen! Ich hab‘ gesagt Stehenbleiben, Du Knallcharge!“ oder
„Euer Merkwürden, was zum Bleistift schlabbert denn da so hohl in ihrem Oberstübchen?“ etc.
Das war natürlich weder cool noch lustig, es war vor allem nicht jugendlich – niemand in den 70ern oder 80ern hat tatsächlich außerhalb der Fernsehbildschirme jemals so etwas gesagt – aber dadurch wird es auf der anderen Seite in all seiner absurden Doofheit auch wieder hochgradig amüsant. Schauen Sie doch z.B. einfach hier mal rein („Lass mich deine Schleppe schleppen?“) und versuchen Sie, das Grauen bis zum Ende durchzustehen. Irgendwann wird Ihr anfänglicher Ekel zwangsläufig in hysterisches Lachen übergehen (vielleicht).

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Löffel?
Am vernehmlichsten aufgehorcht habe ich noch als das nunmehr bereits neunte Album von Spoon in mein Itunes-Kinderzimmer flatterte. Es heißt Hot Thoughts, ist insgesamt eher lukewarm, aber der Titelsong ist ganz okay. Gleiches gilt für den Track Shotgun. Spoon sind aus Austin (Texas), in der Indiewelt längst keine Mini-Cooper mehr, aber eben auch weit vom RollsRoyce-Status entfernt.

Einschub 2:
Als irgendwann in den 90ern die „gelbe Tonne“ in Deutschland eingeführt wurde, bekamen alle Haushalte ein Faltblättchen ausgehändigt, wie man denn nun genau mit dem Verpackungsmüll umzugehen habe. Natürlich hat fast niemand das Blättchen gelesen, aber abends in der Kneipe wurde trotzdem ausgiebig über die sich abzeichnende neue Welt diskutiert:
„Muss ich dann jetzt meinen Joghurtbecher ausspülen, bevor ich ihn wegwerfe? – da verbrauchste ja voll viel Wasser, isja dann auch nich mehr so öko!“ etc.
Ein Freund, der die Broschüre offenbar gelesen hatte, wurde nicht müde, immer mal wieder ein „Löffel rein“ in die Diskussion zu werfen. Was von allen anderen dezent ignoriert wurde. Zwar fragte man sich innerlich, ob der Freund womöglich ein wenig Banane geworden sei, schließlich ist es ja völlig redundant darauf hinzuweisen weil glasklar, dass in einen (Bananen-)Joghurt der Löffel rein muss, aber der Freund war eigentlich beliebt, und daher ließ man ihn gewähren, freilich ohne seine Bemerkungen weiter zu beachten.
Erst Tage später, als ich (warum?) auch mal den Beipackzettel las, klärte sich das Kommunikationsmysterium. Dort stand nämlich tatsächlich sowas wie ausspülen von Konservendosen oder Joghurtbechern mit Wasser sei unnötig und unöko, aber „löffelrein“ sollten sie schon sein.
Löffelrein, ts ts.

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Sleaford Mods haben nach der EP vom letzten Jahr nun schon wieder ein Album draußen – English Tapas. Leider läuft sich die Idee langsam ein bißchen tot. Vielleicht sollte man nicht ganz so hochfrequent etwas veröffentlichen. Insgesamt machen sie auf dem neuen Longplayer ein bißchen mehr „Musik“ als zuvor, aber auf Dauer nudelt sich das ganze inzwischen doch ein wenig ab. Leider. Probieren Sie B.H.S.

Auch The New Pornographers aus Vancouver sind, ähnlich wie Spoon, eigentlich schon ein bißchen zu old, um sich noch new zu nennen. Vermutlich erst recht zu old, um sich noch pornographers zu nennen, but anyway. Das neue Album heißt Whiteout Conditions und Play Money könnte Ihnen u.U. gefallen.

Nochmal kurz zurück zum Synchronisationswahn der 70er und 80er: Filme, die im Original so konzise wie wohlklingende Titel hatten wie meinethalben „The Grave“ hießen dann in Deutschland „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ o.ä.
Es sei Ihnen also nicht vorenthalten, dass „Die Zwei“ (immerhin Roger Moore und Tony Curtis) im Original nicht etwa The Two hieß (Überraschung!), sondern The Persuaders.
„Ihr Auftritt, Al Mundy“ mit Robert Wagner war die offenbar naheliegendste Übersetzung des Originalseriennamens It Takes A Thief.
Ein eigenes Thema, auf das man, mit etwas mehr Recherchezeit als mir im Moment zur Verfügung steht, nochmal näher eingehen sollte. Innit?

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