Es ist immer wieder erstaunlich, wie alt Menschen wirklich werden können.
Und wie schnell das geht.
Mehr aus Blog-Tradition denn aus innerem Antrieb, schreibe ich Ihnen also auch heute ein paar Sätze zu meinem Geburtstag.
Ich kam zur Welt zwei Tage nachdem bolivianische Militärs Che Guevara hingerichtet hatten. Zu einer Zeit also, als Politiker noch Popstars werden konnten.
Am gleichen Tag erblickte Andreas Ehret, ein deutscher Pianist, den aber keiner kennt, das Licht des Universums.
Vermutlich deshalb wurde ich zum Musikfanatiker und beschloss alsbald ein politisch denkender Popstar zu werden.
Geklappt hat das nie richtig und geblieben ist ein faltiger, haarloser Möchtegern-Hedonist, der seiner Umwelt mit einem immer noch viel zu erwartungsgeladenen Moralismus mitunter gehörig auf die Nerven geht.
Merke: You can get the boy outta politics, but you can’t get the politics outta the boy!
Blame it on Sartre, oder vielmehr on this Deutschlehrer, der uns in der zwölften Klasse, also in völlig unreifer Geistesverfassung, mit den Basics des Existenzialismus bekannt machte.
An meinem 20. Geburtstag begab sich Uwe Barschel in die Badewanne.
Einige Tage später machten DIE ÄRZTE im deutschen Fernsehen live unfeine Witzchen darüber und wurden darob über Nacht berühmt.
Dummerweise (unreife Geistesverfassung siehe oben) war auch Herr Lenin total begeistert von den zwei lustigen Drei aus Berlin und verschwendete die ersten fünf Jahre seiner musikalischen Karriere damit, zu versuchen ebenso lustig zu sein.
Ansonsten hat die „große Geschichte“ mein Wiegenfest immer weiträumig umfahren.
Als ich zehn wurde schloss die BRD ein Abkommen mit Ruanda über finanzielle Zusammenarbeit. Das ist nicht nur völlig unbedeutend, sondern auch völlig unklar.
Denn was zum Teufel ist finanzielle Zusammenarbeit?
Offenbar ist der 11. Oktober ein Tag des Mittelmaßes.
Fragen wir Wikipedia:
1983: „Ruslan Ponomarjow, ukrainischer Schachspieler wird geboren.“
Bravo.
1998: „Bei den Präsidentschaftswahlen in Aserbaidschan wird Heydär Äliyev wieder als Präsident gewählt.“
Hooray!
2002: „Lokendra Bahadur Chand wird neuer Premierminister in Nepal.“
Ich gratuliere.
Usw.
Vermutlich hätten mir Astrologen schon vor dreißig Jahren dezidiert erläutern können, dass all mein Streben vergebene Liebesmüh ist – bei dem Geburtsdatum.
Sei es drum.
Astrologie ist kompletter Nonsens, und eigentlich fühle ich mich in meiner unberühmten Haut ja auch pudelwohl. Und ein Geburtstag ist ein Tag wie jeder andere: geht viel zu schnell rum und am nächsten Tag muss man wieder malochen.
Macht alles Sinn, schließlich:
„Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand.“ (Fontane)
Und schon Fletwood Mac forderten:
„Go Your Own Way!“
Okay, mach ich.
Wenn mir kurz jemand sagen könnte, wo es langgeht…
Herzlichen Glückwunsch!
P.S: lusitgerweise oder gar nicht so lustigerweise hatte zufälligerweise mein vater etwas mit der einfädelung der finanzhilfen für ruanda, damals als du zehn wurdest, vorm kriech, zu tun. ob das was mit den schwingungen, dem mantra oder himalayasalz zu tun hat?