70 Jahre ist es inzwischen her. Und es sagt etwas aus über dieses Land, dass der Tag der Befreiung nie ein offizieller deutscher Feiertag geworden ist.
Aber leider (oder auch zum Glück) fällt so etwas ja nicht in den Zuständigkeitsbereich dieses Blogs.
Denn: Zwar war am 8. Mai die allergrößte Scheiße, die jemals passierte, auch offiziell am Ende.
Aber es ist ja tonnenweise Restscheiße übriggeblieben.
Weshalb es mich schon ein bißchen in den Fingern juckt, mal so richtig feste und rundum die Moralkeule zu schwingen. Gegen Fremdenfeindlichkeit z.B., Nationalismus, Judenhass, gibt’s ja alles noch, vielleicht sogar mehr denn je; nicht zuletzt bin ich schockiert von dem furchtbaren Wahlergebnis auf der Insel (und für die sind wir ja schon ein wenig eher zuständig), wo just über die Hälfte des Wahlvolks nationalistische oder ultranationalistische Parteien gewählt hat. Ein beinahe unglaublicher „Sieg des Atavismus in der Zeit der Globalisierung“ (Colin Crouch).
Aber lassen wir’s. Nicht zuständig, wie gesagt.
Erinnern wir uns stattdessen, was genau 25 Jahre später passierte – am 08. Mai 1970.
An diesem Tag erschien Let It Be, das letzte Album der Beatles.
Und wie alles, was die Fab Four ab Rubber Soul gemacht haben, ist es pures, hochkarätiges Gold.
Lassen Sie uns also heute diesen Geburtstag feiern.
Führt man sich die turbulente Entstehungsgeschichte des Albums noch einmal vor Augen, erscheint es nachgerade wie ein Wunder, dass es überhaupt jemals erschien (bezeichnenderweise ist Billy Preston der einzige im Video zu Get Back, der offensichtlich Spaß hat). Aber, wie hier im Blog schon mehrfach mit leichter Verwunderung festgestellt wurde: Bands schöpfen immer wieder erstaunliche kreative Energien aus ihrem interpersonellen Zwist.
Und dass danach Schicht war mit der besten Band aller Zeiten – vielleicht gar nicht so verkehrt. Hört man sich Musik aus den frühen 70ern von Weggefährten der Beatles an, die weitergemacht haben (z.B. The Tremeloes), so bekommt man eine leise Ahnung davon, wie sie womöglich geklungen hätten in 1971/72. Vermutlich besser, dass das nicht passierte, und wir stattdessen schon bald eine neue tolle McCartney-Band anhimmeln durften, die Wings.
Anyway, zurück zu Let It Be.
Get Back kennen Sie, Two Of Us kennen Sie, Across The Universe kennen Sie, The Long And Winding Road kennen Sie und den Titelsong sowieso. Harrison hatte einen seiner raren lichten Momente (I Me Mine), und I’ve Got A Feeling und insbesondere Dig A Pony sind zwar nicht ganz so bekannt, aber für Beatles-Fans natürlich auch Kultsongs.
Bliebe lediglich die zweite Harrison-Nummer For You Blue, auf die die Welt problemlos hätte verzichten können, und die Frage warum die Fab Four sich auf One After 909 selbst gecovert haben. Denn der Song ist eher mau und die Originalversion von 1963 deutlich cooler.
„Sweet Loretta Fart, she thought she was a cleaner, but she was a frying pan.“ Wie ich hier im Blog bereits an anderer Stelle mal schrub: diese Band muss man lieben, sonst kommt man in die Hölle!
Ein zweites, nicht ganz uninteressantes, Pub-Fact zum 08. Mai sei Ihnen nicht vorenthalten. Ein berühmter Musiker wurde nämlich tatsächlich am 08. Mai 1945 geboren: Der Jazz-Pianist Keith Jarrett. Und dem hätte ich nun beinahe ein Sonderlob dafür erteilt, dass wir seiner Interpretation der Goldberg-Variationen den wundervollen Thomas Bernhard-Roman Der Untergeher verdanken.
War aber Glenn Gould, sorry…
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