Eine der schönsten Medienpossen im Musikgenre der letzten vier Wochen war die, insbesondere auf YouTube herrlich nachzuvollziehende, Aufgeregtheit um das anstehende erste Album der britischen Band Beady Eye. Die ja nun nicht weniger sind als die zuletzt gültige Stammbesetzung der gottgleichen Oasis, nur ohne deren Songwriter Noel Gallagher. Allerlei nette Splitter konnte das natürlich wahnsinnig aufgeregte Britpopvolk da begutachten: Neben einwandfrei von der Band stammenden Lebenszeichen, wie der lange als vermutlich erste Single gehandelten Nummer Bring The Light, einigen weniger vielversprechenden Outtakes und Vorabreleases, gab es u.a. auch einen kryptischen Akustiksong zu hören, der angeblich von Andy Bell in seiner heimatlichen Küche zusammen mit seinem Vater (sic!) aufgenommen wurde (klang, wenn man unbedingt wollte, durchaus entfernt nach Andy Bell – könnte aber auch der nette Joe von nebenan gewesen sein), sowie irgendein homemade-Video eines ungesignten Sängers, der sein Stück ausgerechnet Beady Eye getauft hat. Das sogar, mit ein wenig mehr Studiobudget, eine ganz passable Britpopnummer abgegeben hätte.
(Und welches auf diesem Weg eine vom Künstler niemals auch nur erträumte Zahl von Zuhörern gefunden hat.)
Ein großer Hype-Spaß.
Leider inzwischen ein wenig geglättet, denn nunmehr existiert die offizielle Homepage der Band, und jetzt wissen wir auch, welcher Song die erste Single sein wird. Er heißt The Roller und gemahnt an einen mittelmäßigen Lennon-Song etwa zur Zeit von Double Fantasy. Ernüchternd lahmer Schinken.
Nach Durchsicht (eine vergleichbare Vokabel für Hören existiert leider nicht) der ersten verfügbaren Stücke muss man leider mutmaßen, was jeder auch ohne nur einen einzigen Ton jemals gehört zu haben, gemutmaßt hätte: ganz nett – aber es fehlen die genialen Songideen. Wer hätte es gedacht?
Manchmal ist der Lauf der Dinge erstaunlich vorausschaubar und also öde.
Aber, geben wir den Herren eine Chance. Das Album erscheint Ende Februar, und erst dann ist ein endgültiges Verdikt möglich.
Faszinierend an Bring The Light ist immerhin die nahezu unfassbare Originaltreue der Sounds (Klavier und Leadgitarre klingen tatsächlich 100% nach Beatles circa Rubber Soul). Aber auch Erinnerungen an die übermegatotproduzierte Oasis-Scheibe Be Here Now werden hie und da geweckt, am nettesten noch in dem ebenfalls bereits verfügbaren Song Four Letter Word.
Und selbstverständlich ist es für jeden Fan wunderbar, endlich wieder Liams Stimme zu vernehmen.
Unke mal: Wird ne okaye Band, die aber nicht annähernd so gut ist wie Oasis. Die Reunion der streitbaren Brüder ist nur eine Frage der Zeit.
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