Ein Grund für den bisher spärlichen Output in diesem Blog in 2017 ist, dass das Musikjahr nur im absoluten Kriechgang in die Puschen kommt. Im Laufe des Februars sind nun aber doch ein paar bemerkenswerte Alben erschienen und zwei davon möchte ich Ihnen heute dringend empfehlen.
Da ist zum einen Magic Life, das vierte der Wiener Bilderbuch und Nachfolger des äußerst erfolgreichen (und äußerst formidablen) Schick Schock aus 2015.
Sie scheinen ausgiebig Bon Iver gehört zu haben und das verleiht ihrem ohnehin schon reichlich experimentierfreudigen Sound eine zusätzliche Tiefe und Emotionalität, die man tatsächlich noch mal als einen veritablen Schritt nach vorne bewerten sollte. Resultat ist ein sehr feines Album mit u.a. der schönen Ballade Sweetlove, dem irgendwo zwischen ELO und Falco lavierenden und dabei sehr lustigen sneakers4free („die Verkäuferin!“, „Frinks!“) und dem noch am ehesten an Schick Schock erinnernden Sprit’n Soda.

Längst in der Stadion-Rock-Liga angekommen, dies aber völlig zurecht, sind Elbow aus Manchester. Sie haben ihren Sound gefunden und das neue Album Little Fictions wartet daher auch nicht mit Überraschungen auf. Aber da sie ihr Feld weiterhin mit absoluter Konzentration und Finesse beackern, sollte das niemanden stören. Im Gegenteil – this is masterclass! Mit Gentle Storm zeigen sie den Glass Animals, wie man Life Itself in richtig gut hinbekommt, Magnificent ist nicht weniger als genau das, was der Titel verspricht, und auf mindestens drei, vier weiteren Tracks überzeugen sie ebenfalls auf ganzer Linie, nicht zuletzt im über achtminütigen Titelsong.

Dass auch noch andere bei Bon Ivers letztjährigem Album genau hingehört haben, davon zeugt auch das neue, eponyme von den Dirty Projectors (de-facto ein Soloalbum von Projectors-Gründer David Longstreth aus Brooklyn). Allerdings geht hier die Plagiatsstrategie nicht auf. Der Longplayer klingt größtenteils tatsächlich wie schlecht geklaut. Die Studiotricks, mit denen Bon Iver seine tieftraurige Musik effektvoll aufzupeppen vermochte, verkommen hier zu bloßem Zirkus, weil der kompositorische und athmosspärische Background fehlt. Ein Phänomen, das uns in 2017 vermutlich noch diverse Male begegnen wird. Am ehesten klappte es noch beim Opener Keep Your Name.

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