Ach Kinder! Musik, Musik, Musik, Musik! Herrlich!
Wenn ihr wüsstet, wieviel Spaß mir das macht, solche Hitlisten und so. Und überhaupt: Musik ist das Schönste, was es auf der Welt gibt, und deshalb muss man auch ganz viel drüber schreiben.
„Bitte seien Sie mir nicht bös‘.“ (Margot Werner)

Also gut. Zunächst bitte ich alle Coldplay-Fans um Verzeihung (Coldplay selbst lesen hier, soweit ich informiert bin, noch nicht mit, können aber auch eh kein Deutsch). Im letzten Beitrag wurden mindestens zwei sehr schöne Songs dieser Band schlicht unterschlagen. Ich entschuldige mich also á la John Cleese „in aller Form und nehme es zurück“.
Sie heißen Clocks und Talk (das ich natürlich kenne – man sollte spät nachts und mit Schlagseite keine Kommentare mehr beantworten… Allerdings eunucht Herr Martin da wieder ein bisserl zu viel rum) und sind der Reue halber hier verlinkt.

So, nun aber zu ein paar wichtigen Songs des Jahres 2008, die die Q unterschlagen hat.
Der insulanischen Fremdkulturenignoranz wegen tauchen in einer englischen Musikzeitschrift natürlich keine deutschen Bands auf, weshalb ich die Liste zunächst um einige heimische Perlen ergänzen möchte:

Schüttel dein Speck – Peter Fox
Am Tisch – Kettcar
Monster – Farin Urlaub Racing Team
It’s always a fuse to live at full blast – Blackmail

Peter Fox
Der deutsche Tanzflächenkracher des vergangenen Jahres. Vom Seed-Sänger auf Solopfaden (nicht dass man einen großen Unterschied ausmachen könnte…). Handelt passenderweise auch von der Tanzfläche. Das nervige Flöte-meets-Dudelsack-Thema erinnert zwar unangenehm an 50 Cent aber herrliche Nonsens-Reime („ein ganzes Backblech voller Sahneschnitten“) versöhnen in ausreichendem Maße. Zudem hat er damit, vermutlich ohne entsprechendes Kalkül, meines naturgemäß diesbezüglich beschränkten Wissens nach, einen Kulthit für die Lesbenszene gelandet.

Kettcar
Viele tolle Texte (Graceland, Nullsummenspiel) gab’s mal wieder auf der neuen Platte, aber derlei ist bei Kettcar im Grunde selbstverständlich. Und da die beiden erwähnten Singles mir musikalisch nicht 100%ig gelungen erscheinen, fiel die Wahl auf Am Tisch.
Ein eng verwandtes Thema hat Rainald Grebe zwar einst irgendwie noch treffender verwurstet (in 30-jährige Pärchen), aber hier gefällt neben dem Song eben ausnahmsweise auch mal das Video wirklich sehr.

Farin Urlaub
Eine knappe Handvoll der Liedchen auf dem neuen Album des immerjungen Strahlemanns aus Berlin waren gut.
Jedenfalls deutlich besser als die doofe Single Nichimgriff.
Ich habe mich für Monster entschieden, weil es irgendwie am Farin-mäßigsten ist. Und das Ende eigentlich die einzige Stelle auf der neuen Platte ist, an der man wirklich lachen muss. Und das erwarten wir doch immer noch in erster Linie von ihm – dass er uns zum Lachen bringt, nicht?

Blackmail
Blackmail haben sich aufgelöst. Bzw. hat die Band verkündet, sie wolle ohne Sänger Aydo weitermachen. Was in etwa so wäre wie Placebo ohne Brian Molko, also vergesst es einfach, Jungs!
Irgendwie ja auch eine gute Zeit zum Aufhören.
Das Konzept hatte sich über die Jahre ein wenig totgelaufen, und zum längst überfälligen musikalischen Umbruch war man offensichtlich nicht bereit, oder sich halt nicht einig. Kein Grund zur Scham. Über zehn Jahre lang die beste Rockband Deutschlands gewesen zu sein, ist ja nun keine allzu niedrig zu bewertende Leistung.
Und auf dem ausgewählten Stück hört man noch mal fast alles, was sie stark gemacht hat. Nicht zuletzt diese klassische Blackmail-Kadenz am Schluss, die man auch nach dem achten Mal hören noch nicht versteht, geschweige denn mitsummen könnte.
Motto: Always choose the chord they least expect.

Aus dem angloamerikanischen Musikraum möchte ich aber auch noch ein paar Sachen nachreichen:

Cassius – Foals
The Shock of the Lightning – Oasis
Love is Noise – The Verve
I will possess your heart – Death Cab for Cutie

Und, um die Blognachbarin wieder milde zu stimmen (resp. zu beSenftigen), auch noch
Closer – Kings Of Leon

Foals
Vor ziemlich genau einem Jahr hörte ich zum ersten Mal was von Foals, nämlich den Song Hummer, und zwar auf der Weihnachts-Compilation von Britpop Strikes Again. Im Februar kam dann Cassius als Single raus und läuft seitdem in den Tanzpalästen der Republik rauf und runter. Und das ist gut so. Angenehm unkommerziell und eigenartig für eine erfolgreiche Band. Allerdings, ohne hier den Fohlen zu nahe treten zu wollen: prägendes Vorbild dürfte ausnahmsweise eine Ami-Kapelle gewesen sein, nämlich The Rapture.

Oasis, The Verve
Diese beiden Songs wurden hier im Blog bereits im Laufe des Jahres verlinkt, weshalb ich heute mal darauf verzichte. Oasis haben nach Dekaden endlich mal eine wirklich brauch- und soundmäßig auch hörbare Uptempo-Nummer hinbekommen. Allein dafür sei der Song gepriesen. Hinzu kommt dieser klassische Noel-Text, dem man einfach nicht widerstehen kann. Auch wenn er natürlich rein gar nichts bedeutet…

„Love is a time machine, up on a silver screen
It‘s all in my mind
Love is a litany, a magical mystery
And all in good time
All in good time“

Wie viel prägnanter ist da doch der Refrain des Herrn Ashcroft:

„Love is noise.
Love is pain.
Love is this blues that I’m singing again.“

Erinnert musikalisch eigentlich eher an New Order zu Crystal-Zeiten als an bittersüße Sinfonien, aber das ist ja nichts Verwerfliches.

Death Cab for Cutie
Einer dieser Hypnose-Songs. Zwei Drittel solcher überlangen, sich stets wiederholenden Songs gehen schief, weil sie bald nerven. Diesen zähle ich mal zum gelungenen Drittel. Irgendwie auch ein nettes Video, wenngleich ich nicht genau zu sagen vermag, warum.

Kings of Leon
Um Längen, sagen wir 10 Lichtjahre, besser als Sex on Fire, oder auch die neue Single Use Somebody. Vermute, die Band wird auch im nächsten Beitrag, wenn wir uns über die Bands und die Alben des Jahres unterhalten müssen, wieder auftauchen…

Zum Schluss gibt’s heute noch ein Quiz: in einem der beiden Feel Good Hits Beiträge befindet sich ein kleiner Fehler, den ich jetzt mal absichtlich nicht korrigiert habe. Wer ihn findet, gewinnt ein Gespräch mit Katy Perry über den Eklektizismus im Frühwerk von Giorgio Agamben.

Admin