Es gibt neue Alben von Kasabian (For Crying Out Loud), Paul Weller (A Kind Revolution) und, warum nicht, Lotto King Karl (360 Grad).
Die sind allesamt keine großen Würfe, aber Reinhören sei erlaubt, und also wird man feststellen:
Kasabian verlieren zunehmend an Biss – schon der letzte Longplayer 48:13 aus 2014 war ja ein bißchen schwach auf der Brust.
Lotto King Karl ist zwar irgendwie liebenswert, aber andererseits auch zu hemdsärmelig und fußballaffin, um ein Indiepublikum zu becircen. Schlager für altgewordene Punks, BILD-Zeitung für aufgegebene, ex-heimliche-RAF-Sexyfinder und naive Hafenstraße-Vergötterer wie unsereins, ergo gleichsam schauderhaft und versöhnlich (see: 100.000 Nächte).
Und Paul Weller hatte zwar 2015 mit Saturns Pattern hie und da ins Schwarze getroffen, aber das neue Album ist, wie so vieles aus seiner bald 30-jährigen Solokarriere, leider doch eine herbe Enttäuschung. Soundmäßig hat er’s vermasselt, und auch die Begleitband scheint mir insgesamt zu schwach besetzt, um überzeugend zu grooven. So wird z.B. aus She Moves With The Fayre statt einer Hommage an Marvin Gaye eher ein Lehrstück in warum-weiße-Männer-lieber-keine-schwarze-Musik-machen-sollten.

Meine Lieblingsveröffentlichung aus den letzten Wochen ist denn auch eine weitaus obskurere. Die Band nennt sich Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, das Album heißt Das nullte Kapitel und es ist beinahe durchweg gut bis sehr gut. Dahinter steckt der deutsche Schauspieler Robert Gwisdek, und der serviert uns äußerst ansprechende, manchmal verspielte und fast immer ziemlich kluge Texte zu größtenteils ostentativ handgemachten HipHop-Backingtracks.
Das sowas gut geht, insbesondere mit diesem zutiefst geschmacksachoiden Bandnamen, ist zweifellos eine Überraschung, aber eine schöne. Sollten Sie nicht verpassen!

Links:
Kasabian sind immer noch am überzeugendsten, wenn sie sich ihrer 60’s-Wurzeln besinnen, von Lotto King Karl konnte ich leider keine Videos zu den beiden besten Songs (Elvis kommt aus Bielefeld – wenn ich’s richtig verstehe, ein Cover – und 100.000 Nächte) finden. Auch die m.E. besten Stücke von Käptn Peng gibt es nicht in bewegten Bildern, aber Single Tango im Treibsand ist auch nicht übel.

Kasabian – Good Fight
Kasabian – Put Your Life On It
Paul Weller – Nova
Käptn Peng – Tango im Treibsand

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