Im letzten Beitrag wollte ich drei Acts nachreichen, die ich erst durch die Listen anderer richtig kennengelernt habe, und die in 2019 überzeugende Alben produziert haben. Also Alben, bei denen es sich lohnt, sie kotelett komplett durchzuhören.
Ist ja sehr, sehr selten geworden.
Was viele aber immer noch hinkriegen, ist der eine, große Song.
Und davon durfte ich nun dank des intensiven Studiums nicht zuletzt des von Freunden zur Verfügung gestellten Materials doch noch einige genießen – die meisten der folgend genannten hätten also durchaus auch Chancen auf einen Platz in meiner eigenen Liste gehabt.
Beginnen wir mit Lou Doillon.
Das ist tatsächlich die Tochter Jane Birkin!!
Sie wissen schon, Je t’aime – moi non plus und Bratfettimperiumsgründerin und so.
Mit der Musik auf ihrem Album Soliloquy kann ich größtenteils nicht viel anfangen, aber zwei Kracher hat sie hinbekommen, nämlich Burn und Too Much (beide mit sehr französischem Video – c’est bon). Too much sind zwei gute Songs auf einem Album nun nicht gerade, aber andererseits immer noch mehr als die meisten hinkriegen.
Underworld verfolgten in 2019 das megalomane Projekt Drift, in dem sie sich verpflichteten, jede Woche einen neuen Track zu veröffentlichen. In einem Alter, in dem andere reiche Leute sich langsam aufs Altenteil zurückziehen. Klar, dass bei so einem Vorhaben eine Menge Ausschuss produziert wird, aber alleine für das geniale STAR – vielleicht der smarteste Songtext des Jahres – hat sich die ganze Chose definitiv gelohnt.
Michael Kiwanuka war auf so ziemlich allen Jahresbestenlisten vertreten (u.a. laut Q zweitbestes Album des Jahres), und so richtig nachvollziehen kann ich den Hype nicht. In seinen dritten Longplayer mal reinzuhören, tut allerdings auch nicht weh. Meine Freunde haben sich für You Ain’t The Problem resp. Piano Joint entschieden. Mein Favorit ist I’ve Been Dazed (Mum, what is this „primal scream“ you keep going on about ?).
Die Londoner Fat White Family haben sich bislang vornehmlich durch ostentatives Rowdytum und Mitdrogennehmenangebenwollen hervorgetan. Nun ist das gesamte Kollektiv nach Sheffield umgesiedelt, u.a. um ein bißchen cleaner zu werden. Ob das funktioniert, weiß der Fuchs (Redensweise aus Thüringen), jedenfalls kam u.a. ein neues, drittes Album namens Serfs Up dabei heraus. Welches dank des stampfenden Openers Feet fulminant startet. Um direkt im Anschluss als totaler Rohrkrepierer zu verpuffen. Obviously their feet failed them after the first song. Aber die eine Nummer ist gut, wenn nicht brilliant – auch das Video becirct.
Neben Aldous Harding haben noch gefühlte zwei Dutzend weitere Ladies unter dem Singer-Songwriter-Banner ihr Glück versucht und sich damit in die ein oder andere Liste geschmuggelt. Für mich klingt das meiste davon ein bißchen abgestanden und austauschbar, aber Sharon Van Etten möchte ich noch hervorheben. Ihr Album Remind me Tomorrow ist zwar nicht durchgängig brilliant, aber es hat seine Momente. Mein Favorit ist I Told You Everything.
Und zuletzt noch zwei Top-Songs aus der Radiopop-Ecke:
Da wäre zum einen King Princess‚ Hit The Back.
So bissi ABBA goes Dancefloor.
Und wer da noch nicht automatisch mittanzen muss, der wird spätestens bei Rebecca Lucy Taylors The Best loslegen. Hier trifft tatsächlich ein Ohrwurm auf einen unwiderstehlichen Beat.
Schade bloß, dass sie sich das kindische Pseudonym Self Esteem zugelegt hat. Und dass das Video eine Vollkatastrophe ist (weshalb ich Ihnen hier nur eine Audioversion kredenzt habe).
Ausgespart habe ich die ganze Sparte Hip-Hop – weiterhin nicht mein Zuständigkeitsbereich.
Möchte trotzdem nicht unerwähnt lassen, dass mir folgende Songs gut gefallen haben:
Deal Wiv It – Mura Masa & Slowthai
(Slowthai’s eigenes Album schaffte es bei der Q auf Platz 11.)
Offence – Little Simz
(Little Simz‘ Album Grey Area kürte die Q sogar zum viertbesten des Jahres.)
Bad Guy – Billy Eilish
(in allen Listen vorne mit dabei, m.E. aber ziemlich überbewertet; erinnert mich an Tommy Genesis, und die fand ich spannender)
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