Habe klammheimlich etwas Verbotenes gemacht. Und weil Sie das vermutlich alle auch schon gemacht haben, kann ich es ja zugeben: Ich habe mir die neue Heino-Platte angehört – Mit Freundlichen Grüßen.
High Noon, bzw. Hei nun, was soll man sagen?
Caramba Karacho ein Whisky war natürlich um Längen besser, aber ganz spaßfrei kommt das Alterswerk des Genossen Al Bino (ohne Romina Power) nicht daher.
Rick Rubin stand zwar erstaunlicherweise nicht als Produzent zur Verfügung, aber das Ziel des merkwürdigen Rock-Cover-Albums der rheinischen Heulboje mit ostfriesischem Antlitz scheint ja auch weniger seine späte Ehrenrettung à la Johnny Cash oder Neil Diamond gewesen zu sein, als vielmehr sein seit etwa 30 Jahren durch die stets unentspannte Reaktion auf den „wahren“ Heino Norbert Hähnel ausgeprägtes Image als notorische Spaßbremse kurz vorm Abnippeln doch noch irgendwie aufzupolieren.
Mit Erfolg. Wenn er z.B. das dämliche Junge der Ärzte, Peter Fox‘ Haus am See oder gar das Kompliment der unsäglichen Sportfreunde Stiller mit seinem markigen Gothic-Bariton zum Schifferklavier schmettert, kann man ein klandestines Grinsen nur schwer unterdrücken.
Auch Stephan Remmler, Nena, Marius Müller-Westernhagen und Ost-No-Gos Keimzeit, allesamt selbst Lachnummern einer ganz eigenen Art, bleiben vom 75-jährigen Herrn Kramm nicht verschont.
Am schönsten ist es da, wo das Original selbst aus dem vermeintlich gotischen Bereich stammt (Rammstein – Sonne, Oomph – Augen Auf) – da entlarvt die Heino-Version wunderschön die kindisch-prätentiöse Attitüde der möchtegern-schwarzbraunen Haselnuss-Rocker.
Fazit: Nicht kaufen, bitte! Aber mal kurz den Hut ziehen. Caramba!
Doch zurück zu richtiger Musik:
Johnny Marr hat ein Solo-Album veröffentlicht (The Messenger). Das reißt einen zwar nicht vom Hocker, aber es ist auch nicht wirklich schlecht. Kann man durchaus marreinhören. Und allein das dürfte es schon vom Gros der bisherigen Soloversuche und sonstigen Seitenprojekte des ehrenhaften Herrn Direktor Schmidt unterscheiden. Interessanterweise hat ihm wohl die temporäre Mitgliedschaft bei den größtenteils verzichtbaren und nervigen Cribs durchaus geholfen, noch mal in die halbwegs richtige musikalische Spur zu finden.
Deutlich besser jedenfalls, oder vielleicht auch wieder nicht, als das aktuelle Album Wonderful Glorious von Mark Oliver Everett, alias Eels, von dem man sich doch so ungern wie von kaum einem anderen enttäuschen lässt. Aber leider…
Irgendwie reibt sich „E“ auf dem neuen Album so sehr dabei auf, VERSCHROBEN zu sein, dass es einerseits schon wieder sympathisch ist, er andererseits aber offenbar darüber verlernt hat, einfach mal schöne, simple Songs zu schreiben.
Dummerweise hat er auch noch einen Titel namens Accident Prone auf der Scheibe, und dieses Thema haben (of all Bands) ausgerechnet die, äh, „umstrittenen“ Status Quo schon mal mit viel geileren Klamotten und Frisuren überzeugender verhandelt.
Anyway, „rags to rags and rust to rust“ und Schwamm drüber.
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