Von Primal Scream war hier im Blog vor knapp drei Jahren zum letzten Mal die Rede, als ich ihr Album More Light vorstellte, von dem man mit einigem Recht und noch viel mehr Fug behaupten konnte, wie auch die ausgekoppelte Single passenderweise hieß: It’s Alright, It’s OK.
Nun gibt es einen neuen Longplayer namens Chaosmosis, und der ist leider eine derbe Enttäuschung. Abgehalftert, fleischlos, ohne Biss und jegliche Durchschlagskraft kommen die Herren um Bobby Gillespie daher und klingen dabei ernüchternd oft wie die ähnlich alterslahm gewordenen New Order. Eine ordentliche Portion mehr Chaos hätte man Chaosmosis gewünscht. Schließlich schafften Primal Scream zuvor beinahe drei Dekaden lang verlässlich das Kunststück, dass selbst ihre (nicht wenigen) unhörbaren Sachen trotzdem wenigstens irgendwie cool waren. Das neue hingegen ist ganz im Gegenteil größtenteils viel zu „hörbar“ und dabei erschreckend uncool.
Doppelt unbegreiflich, wenn man sich das aktuelle Band-Line-Up anschaut, das sich wie ein Who-is-who des britischen Altherrenrocks liest. Der keineswegs tolle, aber noch mit Abstand beste Song ist Opener Trippin‘ On Your Love, auf dem sie sich sozusagen selbst covern. Aber sogar das gelingt nur maximal annähernd.
Ein klassisches Zwei-Sterne-Album. Schade.

Auch James haben der Menschheit dieses Jahr zu Ostern leider ein faules Ei ins Nest gelegt. Girl At The End Of The World heißt deren neuestes Werk, auf dem sie, auf die alten Tage, noch mal was pseudo-modernes versuchen wollten. Was in die Hose ging.
Man wird nicht dadurch plötzlich wieder 25, dass man einfach fast alles elektronisch instrumentiert. Insbesondere nicht, wenn man das gute olle Schlagzeug durch einen stumpfen Schlagertechno-Rhythmus ersetzt.
Womöglich waren sie geblendet vom Glanz ihrer letzten großen Single Curse Curse, auf der das stilvolle Experimentieren mit elektronischen Beats erstaunlich wundervolle Resultate gezeitigt hatte. Nun ging man das ganze Hausschwein, wie die Insulaner zu sagen pflegen, und hat sich dabei gründlich verlaufen. Erneut schade.
Glück für das girl, dass sie at the end of the world ist – da hört sie die Platte vermutlich nicht.

Und, weil auch aller schlechten Dinge bekanntlich drei sind, sei noch der neue, dritte Longplayer der einstigen Blog-Darlings The Joy Formidable aus Wales erwähnt.
Diese einst so hoffnungsvolle Band wird es nicht mehr schaffen.
Hitch heißt die Platte und ist ein ebensolcher.
Die schon immer etwas zu hoch gebaute Wall-Of-Sound des Trios ist diesmal miserabel gemischt und daher nurmehr ein harmloses Mäuerchen, ohne dafür irgendwas an sympathischer Intensi-, Intimi- oder Fragilität hinzugewonnen zu haben. Wenn das dritte Album von dreien das drittbeste ist, und der große Erfolg ja seit jeher ausblieb, dann dürfte das Bandende nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Zum dritten Mal für heute: Sehr, sehr schade.

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