So, die Pflicht ruft.
Denn am vergangenen Wochenende kam ja das Soloalbum von Herrn Gallagher sen. raus. Und da bin ich als Britpop-Blogger natürlich leider gefordert.
Das erste, was mir dazu einfällt, sind lauter Worte, die auf „au“ enden, also lau z.B, oder mau. Nicht „Au!“ selbst, oder ciao – das wäre übertrieben negativ, aber lassen wir der Faulheit halber einfach jemand anderes sprechen.
Denn in dieser Rezension ist zwar einiges falsch sortiert (insbesondere die angeblichen Highlights), aber vieles auch treffend zusammengefasst.
Noel Gallagher ist weiterhin ein begnadeter Songschreiber, aber das allein reicht nicht. Als ebensolcher braucht man nämlich trotzdem eine verdammt gute Band, um verdammt gute Musik zu produzieren, und die ist hier leider nicht am Start. Ironie der Popgeschichte war es ja schon oft, dass es offenbar dem Aufeinanderprallen sehr starker und gleichzeitig sehr konträrer Charaktere bedarf, um eine richtig geile Band zu formen. So wie die zwei Gallagher-Brüder es eben waren, wie Lennon und McCartney es waren – im Idealfall (The Who) finden sich gleich vier egomane Vollspacken zusammen – und irgendwie entsteht dann aus diesem zwischenmenschlichen Brodeln eine unverwechselbare kreative Energie, die wahrhaft Geniales zu leisten im Stande ist.
Nicht so bei Herrn Gallagher und der halben Hand voll abgefeimter Studiomusiker-Cracks, die er für das Album mit ins Boot holte.
Natürlich ist Noel nicht ganz dumm. So bedient er sich z.B. eines alten aber bewährten Tricks: er stellt die beiden miesesten Songs an den Anfang und die beiden besten an den Schluss. So dass man am Ende eben doch noch mit einem höchst versöhnlichen Gefühl aus dem Album rauskommt. Diesen Trick können sich, nebenbei, nur die U2s und Gallaghers dieser Erde leisten – denn nur bei denen hört die Menschheit trotzdem bis zum Ende durch. Eine Newcomer-Band fiele mit diesem Konzept sofort durchs Raster.
Aber aus diesen teilweise durchaus brillianten Songs hätte man einfach mehr machen müssen. So wünscht man sich z.B sehnlichst, er hätte den Song AKA What A Life nicht für sich, sondern für Kasabian geschrieben – es wäre vermutlich eine Hammer-Nummer geworden. So bleibt es ein ziemlich pampiger Quark, der auch von der unseligen zweiten Stone Roses-Platte stammen könnte. If I Had A Gun schreit geradezu nach einer lärmenden Lad-Kapelle, wie Oasis es waren, und auch das sehr schöne Stop The Clocks würde man allzu gerne mal von Liam intoniert genießen.
Die deutlichste Sprache spricht ein logistischer Zufall in itunes: dort kommt nämlich, alphabetischer Logik gehorchend, direkt nach „Noel Gallaghers High Flying Birds“ „Oasis“, so dass man als Hörer, ohne es provoziert zu haben, im sofortigen Anschluss an Noels Solodebut seine ehemalige Band im Vergleich serviert bekommt. Bei mir ist das ausgerechnet The Shock Of The Lightning und irgendwie ist die Musik plötzlich doppelt so laut und doppelt so druckvoll, obwohl man gar nicht lauter gemacht hat. Und besser hätte es nicht demonstriert werden können: Noels Debut fehlt einfach die Power, der Biss. Dauernd wünscht man sich ein anderes Wort mit „au“ am Ende, welches bei Oasis meist ein bißchen überstrapaziert wurde, aber hier leider gänzlich fehlt: Radau!
Es ist im Gros eines dieser Alben, die man ganz gut zum Knutschen auflegen kann – weil es nämlich an keiner Stelle wirklich auffällt, stört oder sich sonstwie überflüssig in den Vordergrund schiebt.
So ist, und damit soll es jetzt aber auch gut sein, das erste Album von Beady Eye tatsächlich besser als das erste von Gallagher sen. Und das ist das eigentlich Bemerkenswerte!
Denn wenn das im Dezember 2010 jemand prophezeit hätte – ich hätte vermutlich bloß arrogant gelacht.
Sollten sich die High Flying Birds also demnächst, der Jahreszeit gemäß, für längere Zeit gen Süden verabschieden: sie könnten ihr Album getrost mitnehmen – man würde es nicht wirklich vermissen.
Hier zwei einsame Highlights:
If I Had A Gun (das m.E. schönere Stranded On The Wrong Beach habe ich im Netz noch nicht gefunden)
Stop The Clocks (hier noch in der Oasis-Demoversion – die Noel-Nummer ist noch deutlich schöner)
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