Bin unlängst mal wieder an ein paar nicht mehr ganz taufrischen Musikzeitschriften in meinem Regal hängen geblieben, und, wie oft in solchen Fällen, war die Lektüre ein vorzügliches Plaisir. Höchste Zeit also für eine neue aufsehenerregende Blogserie, nämlich: „Zu unrecht vergessene Plattenkritiken“, kurz: ZUVPLATT.

Beginnen wir mit Martin Büssers herrlicher Kritik der
Die Sterne-12inch Fickt Das System!
aus Moses Arndts legendärem Fanzine ZAP,
abgedruckt in Ausgabe 53 vom Oktober 1992:

„Trotz markigem Titel sind die Hamburger keine Kämpfer in SLIME-Tradition, sondern entspringen der L’Age D’Or-Kunsthochschule für weltverbesserische Campari-Trinker. Grundsätzlich zu loben ist das, was hier die Instrumente liefern: 70er Jazz- und Funkrock, so Zeug wie Weather Report oder Herbie Hancock zur Head Hunters-Phase (also exakt der Sound, der uns heute noch aus amerikanischen Krimiserien für weite Hosenbeine entgegenweht), verquickt mit kühlem deutschem Liedgut in Ton Steine Scherben-Tradition. Ja, der Instrumentalsong ist auch überzeugend, doch dort, wo der Gesang einsetzt, bekomme ich Schüttelfrost: Ein intellektuelles Assoziationsspiel aus Textzeilen, wie sie einem in Kneipen begegnen, wo Kotelettenträger ausländische Biersorten durch Strohhalme zu sich nehmen. Ton Steine Scherben hatten das System dann wohl doch besser gefickt als dieses Bildungsbürger-Surrogat, das höchstens mal kurz den Reißverschluss runterzieht, um die seidene Unterhose zurechtzurücken. Dekadent.“

Super!
„L’Age D’Or-Kunsthochschule für weltverbesserische Campari-Trinker“!
„Krimiserien für weite Hosenbeine“!??
Die ganzen Bindestriche! 1a.
Und genau im richtigen historischen Moment geschrieben. Denn schon bei ihrer nächsten Veröffentlichung waren Die Sterne längst so bedeutend, dass vermutlich auch Herr Büsser sich irgendwie vorsichtiger geäußert hätte, nicht wahr?

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